Worst of Stellenangebote 2

worst fo stellenangebote

Stellenangebote sind ein wichtiges Instrument im Recruiting und in der Personalbeschaffung. Sie können aber auch eine wunderbare Quelle (unfreiwillig) komischer Texte darstellen. In einem ersten Beitrag präsentierte die „JOBBERIE – Jobs und mehr“ bereits einige Beispiele. Das war im August 2024. Hier geht es zum Beitrag.

Für einige von Ihnen mögen die Dinge, die ich hier anspreche, Kleinigkeiten, Kinkerlitzchen und Überempfindlichkeiten sein. Für andere sind es vielleicht absolute No-Gos. Inserate mit Rechtschreibfehler haben wir diesmal ausgelassen. Es geht um die Themen Gehalt und Diskriminierung, sowie Formulierungen, die etwas befremdlich wirken.

Wichtig: Unternehmen sollen nicht vorgeführt werden. Daher anonymisiere ich die Ausschreibungen auch weitgehend. Fehler passieren – auch aus Nichtwissen. Nicht jedes Unternehmen kann oder will sich mit langen Ausschreibungen beschäftigen oder hat die Ressourcen dafür. Allerdings scheinen mir einige Dinge auch strukturell zu sein.

Meist sind es Hoppalas, Dinge, die gut gemeint, jedoch schlecht umgesetzt wurden und nicht zuletzt Vorschriften, die man erfüllen muss… Aber beginnen wir mal mit einem ersten Beispiel:

Gehalt ist doch Nebensache – reicht doch, wenn überhaupt eines in Aussicht gestellt wird…

Starten möchte ich mit einem Unternehmen, das als öffentlicher Dienstleister bekannt ist. Bei den „Benefits“ finden wir folgende kleine Grafik:

Dazu muss man sagen, dass ein „Gehalt“ weder ein Angebot noch ein Benefit darstellt, sondern die tatsächliche Grundbedingung, um ein Dienstverhältnis zu beginnen. Ein Gehalt neben Homeoffice und Kantine als Angebot zu formulieren, wirkt ein wenig nach Ratlosigkeit, frei nach dem Motto: Wir haben eigentlich nicht so viele Dinge zu bieten, wollen aber mindestens sechs Benefits nennen.

Ich würde eine solche Selbstverständlichkeit wie „Gehalt“ weglassen. Ebenso das Wort „Gesundheit“ ist ein wenig komisch in diesem Zusammenhang – was ist damit gemeint? Ein Gesundheitsprogramm, ein*e Betriebsärzt*in, eine besondere Krankenversicherung? Selbst als jemand, der „auf der anderen Seite“ sitzt und Jobs anbietet, fühle ich mich von dieser Grafik ein wenig „ratslos“.

Ein Wechsel in die Gastronomie

Viele Gastronomie- und Hotellerieausschreibungen sind nicht sehr ausführlich. Daher erschien mir das folgende als sehr spannend. Es wurde gegendert – also Kellner oder Kellnerin, gerne auch divers. Gut, dass in vielen Stellenangeboten ein gewisses Kuddelmuddel der Genderformen besteht, ist nicht nur in der Gastronomie so.

Das Angebot ist doch zu verlockend. Charmantes, italienisches Restaurant im wunderbaren Nobelbezirk Hietzing. Ach wie fein. Und dann dieses Alleinstellungsmerkmal: „Faire Bezahlung und Trinkgeldbeteiligung“… Keine Angabe des anzuwendenden Kollektivvertrags, kein Monats- oder Stundenentgelt, zumindest in der Mindestangabe, wie es den gesetzlichen Standards entspricht… Aber „fair“ und „Trinkgeld“. Toll? Klingt nach Minimalgeschichte, vielleicht soll auf „Prozente“ gearbeitet (Umsatzbeteiligung) und das ganze Risiko dem/der Beschäftigten überantwortet werden… Im positivsten Fall – und diesen setze ich immer voraus – wissen die Damen und Herren Unternehmer*innen nicht, wie man ein Mindestgehalt ansetzt und welchen Kollektivvertrag sie nutzen sollen. Aber da könnte man ja bei der Wirtschaftskammer nachfragen…

Kellner/Kellnerin (m/w/d) – Italienisches Lokal im 13. Bezirk – Ab sofort

Unser charmantes italienisches Restaurant im Herzen des 13. Bezirks sucht ab sofort eine engagierte und freundliche Kellnerin oder einen Kellner (m/w/d) zur Verstärkung unseres Teams!

Was wir bieten:

Ein familiäres Arbeitsumfeld in einem beliebten italienischen Lokal

• Flexible Arbeitszeiten (Teilzeit oder Vollzeit möglich)

• Faire Bezahlung und Trinkgeldbeteiligung

• Ein herzliches Team und gutes Betriebsklima

• Mitarbeit in einem authentischen Gastronomiebetrieb mit Stammgäste

Bleiben wir in der Gastro…

Die Gastronomie und die Hotellerie klagen in regelmäßigen Abständen über fehlende Auszubildende. Da sind natürlich ermutigende Ausschreibungen gefragt, die junge Menschen dazu motivieren, den Beruf eines*einer Köch*in zu ergreifen. Anbei ein solches Beispiel…

Lehrling / Auszubildender KOCH/KÖCHIN

Qualifications

IDEALERWEISE …

bist du ein Teamplayer,

hast Lust etwas zu lernen,

lebst gern in den Bergen & liebst die Tiroler Gastfreundschaft,

deine Kollegen können sich auf dich verlassen

hast gute Deutsch- & evtl. auch Englischkenntnisse,

möchtest deine Kreativität einbringen,

bist ein herzlicher und freundlicher Mensch

SCHLECHT wäre, wenn … [Adresse und Unternehmen wurden aus Datenschutzgründen gestrichen]

…und wenn du faul bist!

Abgesehen davon, dass hier wieder das generische Maskulinum eingesetzt wurde, ist die Tatsache, dass man keine „faulen Menschen“ einstellen will, zwar nachvollziehbar, aber nicht notwendig. Der explizite Hinweis in einem Stellenangebot wirkt in meinen Augen befremdlich.

Aber das ist ja noch gar nichts…

„Was die Österreicher*innen von den Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache.“ Dieser Spruch wird allgemein gerne Karl Kraus angedichtet, was wahrscheinlich nicht stimmt. Aber er beinhaltet auch eine Realität. Deutsche sind – meiner Erfahrung nach – direkter und klarer – auch in Ausschreibungen. Ein Beispiel? Aber gerne…

Rohrleitungsbauer (m/w/d)

Du verlegst Druckleitungen, wartest das Versorgungsnetz, ziehst Gräben und verlegst Leitungen. Du bist in wechselnden Gebieten unterwegs und bleibst fit an der frischen Luft.

Täglich draußen an der frischen Luft bei Wind und Wetter zu arbeiten – das ist genau deins.

In ganz Oberschwaben verlegst du gekonnt Druckleitungen, wartest das Versorgungsnetz, ziehst Gräben und verlegst Leitungen. Dieser Job ist nix für Weicheier. Schwere Maschinen wie Unimog, Radlader und Schweißgerät machen einfach Spaß.

Wenn du deinen Mann stehen möchtest, dann komm zu uns.

(…)

Sehr direkt, sehr konkret. Vor allem dass der Jobs nichts für „Weicheier“ sei und dass man seinen „Mann stehen“ müsse. Diskriminierung inklusive, weil es sich um rein männliche Zu- und Beschreibungen handelt. Alternativ könnte man ja auch schreiben, dass der Job „körperlich und psychisch sehr fordernd ist“. Was „seinen Mann stehen“ im Jahre 2025 bedeuten soll, erschließt sich mir nicht ganz.

Loben muss man natürlich auch. Der Recruitingprozess wird als sehr unkompliziert beschrieben. Da könnte man sich in Österreich „eine Scheibe von abschneiden“, wie man so schön sagt.

Neben der klassischen Bewerbung kannst du auch ganz unkompliziert Kontakt mit uns aufnehmen und wir vereinbaren einen kurzen Telefontermin für ein erstes Kennenlernen.

Fülle einfach das Formular mit der gewünschten Zeit aus und wir freuen uns auf das erste Gespräch 🙂

Interessantes im Fashionbereich – Gendern nur in der Überschrift

Das folgende Stellenangebot steht stellvertretend für viele andere. Die Überschrift wird – den gesetzlichen Reglungen entsprechend – noch irgendwie diskriminierungsfrei gestaltet. Im Inseratentext sieht es dann wieder anders aus.

Verkaufsunterstützung gesucht – Mode-Begeisterte für unsere Fashion Stores (m/w/d)

Deine Aufgaben:

Was du mitbringen solltest:

  • Erfahrung im Einzelhandel oder Modebereich: Erste Erfahrungen sind von Vorteil, aber auch Quereinsteiger sind herzlich willkommen.
  • Serviceorientierung: Du stellst die Bedürfnisse unserer Kunden in den Mittelpunkt.

Generiert mit Leonardo AI. Personaler Alfred überlegt, was er nicht alles nicht berücksichtig

Stellenangebote, die es nicht in unsere Facebookgruppe geschafft haben

Zur Erinnerung: Auf Facebook verfügt die „JOBBERIE – Jobs und mehr“ über eine eigene Gruppe mit knapp 42.000 User*innen. Auch hier versuchen wir es möglichst „clean“ zu halten und verlangen – zumindest was österreichische Jobs betrifft – ein Mindestgehalts, Details zum Stellenangebot, diskriminierungsfreie Formulierungen und das Posten von einzelnen Jobs… Prinzipiell können alle interessierten User*innen beitreten und die Angebote durchlesen. Postings werden moderiert. Noch einmal Danke an die Moderator*innen.

Natürlich schaffen es nicht alle Jobangebote in den erlesenen Kreis der Jobberie-Facebook-Gruppe… Hier einige besondere Beispiele. Sie stehen stellvertretend für Postings, die ich täglich lösche:

  • Hallo! Sucht hier jemand einen Teilzeit-/Vollzeitjob mit gutem Gehalt? Wir suchen Verstärkung für unser Team. Bei Interesse schreiben Sie mir gerne eine Nachricht.
  • Du willst nebenberuflich etwas aufbauen, aber nichts verkaufen. Ich hab die Lösung. 
  • Part time job, Mini job and full time job available for only those living in Germany. Send me a message for job details
  • Musikfan ?? Partygänger ??? Na warum dann nicht auch Geld dafür bekommen ??!!
    Arbeite als Security und sei dabei !! Fallweise Anmeldung ca €14,-/h brutto inkl Zulagen.
    Bewerbungen auf unserer HP.

Arbeiten für eine Botschaft…

Inserate im öffentlichen Dienst zeichnen sich sehr oft durch überbordende Textmassen aus. Lange Verweise auf die Gleichstellungspolitik der Institution, genaueste Angabe zur KV-Einstufung und zur Verwendung. Nichts wird dem Zufall überlassen… Da war ich doch etwas überrascht, als ich folgendes Stellenangebot las.

Stellenangebot

Spezialist*innen haben es sicherlich bemerkt. Es fehlen die genauen Tätigkeiten, die es zu erledigen gilt. Bei den Qualifikationen ist von einem Abitur die Rede. Dabei wäre der Begriff, den man für eine österreichische Botschaft erwarten könnte, jene der „Matura“. Auch wird auf ein Mindestgehalt verzichtet. Prinzipiell „verstößt“ das Inserat gegen alle Kriterien, die in Österreich für ein Stellenangebot gelten.

Gründe im Arbeitsrecht

Für Botschaftsmitarbeiter*innen gilt das Arbeitsrecht des In- oder Auslands. Das hat mit gewissen Kriterien zu tun. Es muss zwischen Diplomat*innen, lokalen Mitarbeiter*innen und entsandten Mitarbeiter*innen unterschieden werden. Das macht die Sache kompliziert.

Ich nehme an, dass – im Falle des zitierten Inserats – man nach lokalen Mitarbeiter*innen suchte da die Ausschreibung mit rumänischer Adresse versehen ist und auch der Hinweis, dass sich die Vergütung nach dem Gehaltsschema der Botschaft richtet, lässt auf diesen Umstand schließen. Bei lokalen Mitarbeiter*innen gilt das lokale Arbeitsrecht – und daher muss die Ausschreibung auch nicht den österreichischen Kriterien entsprechen.

Die Sache mit der Muttersprache – und das auch noch in der IT

Gesucht wird ein „Project Manager“ für eine österreichische Bundeshauptstadt. „Die ideale Kandidat:in ist verantwortlich für die Planung, Koordination und Projektabwicklung. Er/Sie steht dabei immer im direkten Kontakt zu unseren Kund:innen“. Man muss schon sagen vorbildlich: Der Hauch von generischem Femininum bei „Die ideale Kandidat:in“ erfreut das Gleichbehandlungsherz. Auch die „Responsibilities“ sind klar und gut strukturiert. „Deadlines“ sind natürlich zum Einhalten. „Cycle Planning“ sollte auch beherrscht werden. Die Qualifikationen sind dann schon dünner und wenig ausführlich. Vor allem denkt man ja bei IT-Projekten, dass fließendes technisches Englisch wichtiger sei als Deutsch (Muttersprache oder fast Muttersprache).

Und hier schrammen wir an der beinharten Diskriminierung vorbei. „Fast Muttersprache“ relativiert ein wenig, allerdings hat es ein G’schmäckle. Deutsche Muttersprache schließt alle Menschen aus, die etwa Deutsch auf dem Bildungsweg erlernt haben.

Das war’s

Das war die zweite Ausgabe von „Worst of Stellenangebote 2“. Die JOBBERIE freut sich auf Eure / Ihre Kommentare und Hinweise. Gerne per Mail – es geht ja nicht darum Unternehmen schlecht zu reden, sondern dabei zu helfen, bessere Inserate zu schreiben…


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