Sommer = Bewerbungszeit

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Der Juni scheint wieder einmal einen Temperaturrekord aufzustellen, dabei hat der Sommer ja gerade einmal angefangen. Zu den steigenden Temperaturen fällt parallel die Anzahl der Jobangebote… Dies ist ein alter Glaube, der nur auf den ersten Blick stimmt. Erlebte Tatsache ist, dass Sie in den Wiener Öffis deutlich weniger Menschen antreffen; viele sind auf Urlaub, einige pflegen ihre Sommergrippe. Auch  Telefonate werden weit weniger gerne verbunden und sie landen bei Ihren Recherchecalls oft auf der Mailbox oder in der Warteschlange.

Keine guten Voraussetzungen für die Jobsuche. Dieses Mantra höre ich immer wieder. Doch in Wahrheit gilt der Satz: „Sommerzeit = Bewerbungszeit“. Denn viele Firmen nutzen den ruhigeren Sommer für Personalplanungen und bereiten das letzte Quartal des Jahres vor. Außerdem ist der Sommer auch eine Zeit in der Vertretungen ihre Chance wittern. Krankenstände und Urlaub auf der einen Seite, Auftragsspitzen aufgrund der Wetterlage (Bau, Gastronomie, Festivals etc.) auf der anderen Seite sind wichtige Faktoren, die den Sommer zur Bewerbungszeit werden lassen. Last but not least: Im Gewerbe ist Hochkonjunktur und man kann vielleicht auch als Langzeitsuchende*r dann eine Chance bekommen…

Geduld ist gefordert

Die Mühlen mahlen im Sommer allerdings deutlich langsamer. Den ewig Ungeduldigen unter uns sei an dieser Stelle ins Stammbuch geschrieben: „Und das ist gut so“. Denn im Sommer bekommen Personalabteilungen die Möglichkeit, abseits vom Tagesgeschäft, sich intensiver mit Bewerber*innen zu beschäftigen oder gar strategisch vorzugehen. Planung ist nun einmal alles und diese ist im Sommer viel leichter, da das Telefon nicht alle zwei Minuten klingelt und auch generell mehr Ruhe in die Büros einkehrt. Viele Einzelhändler*innen sperren an Samstagen komplett zu und haben mehr Zeit um Liegengebliebenes aufzuarbeiten.

Die Konsequenz: es kann natürlich etwas länger mit einer Antwort auf Ihre Bewerbung dauern. Sollten Sie nicht gerade in einer Branche arbeiten wollen, die schönwetterabhängig ist, können etwas längere Wartezeiten sogar ein gutes Zeichen sein. Wie gesagt: Weniger Bewerber*innen und mehr Zeit die einzelnen Bewerbungen zu bearbeiten sind zwei Parameter, die Sie im Sommer einkalkulieren sollten. Gerade wenn es etwas länger dauert, empfiehlt es sich, sparsam mit Nachfragen zu sein. Im Sommer erreichen Sie viel schneller Entscheidungsträger*innen (vor allem an Nachmittagen) . Daher sollten Sie Ihre Nachfragen wohl dosiert und platziert einsetzen.

Deutlich weniger Konkurrenz

Viele Bewerber*innen sind im Bad oder auf Urlaub. Dies hat weitreichende Konsequenzen für alle, die eine Veränderung brauchen oder einen neuen Job suchen. Viele von jenen, die unauffällig ihren Marktwert testen oder aus Frustrationsgründen Bewerbungen verschicken, fallen aufgrund der Urlaubszeit weg. Frustschachteln laden die Batterien neu auf, es ist vielleicht generell weniger zu tun und daher sind alle etwas entspannter. Also wieso sollte man sich bewerben? Die Antwort liegt auf der Hand.

Zwei kurze Geschichten möchte ich Ihnen mit auf den Weg gehen. Meine eigene ist schnell erzählt. 4 meiner letzten Jobs bekam ich alle Ende Juli, Mitte August oder Ende August. 2006 fing ich bei einer Firma als Vertretungstrainer an – als klassische Urlaubsvertretung. Zunächst einmal für 6 Wochen. Aus 6 Wochen wurden 9 Wochen. Aus 9 Wochen wurden mit kleinen Unterbrechungen 5 volle Jahre. Chance genützt!

Die zweite Geschichte ist spannender. In meinem letzten Unternehmen hatten wir einen Elektriker/Elektrikerin gesucht – auf Zeitarbeit. Der Auftrag war fix; die Anforderungen nicht wirklich aufregend: Lehrabschluss mit einigen Jahren Erfahrung im Bereich Wohnungsinstallationen. Ich sagte ja: nicht aufregend. Stemmen und Schlitzen, Kabel ziehen, Verteiler, Steckdosen etc. Jede*r Häuselbauer*in oder Fan von „Hört mal, wer da hämmert“ kennt das. Sie ahnen ja nicht, wie schwer es war, einen solchen Mitarbeiter oder eine solche Mitarbeiterin aufzustellen. Wir waren gut vorbereitet. Bereits im Frühjahr wurden Lebensläufe gesammelt. Wir telefonierten zu dritt den gesamten Pool an Mitarbeiter*innen mit LAP Elektro durch. Alle nicht mehr verfügbar oder auf URLAUB! Was es zu beweisen galt. Ich rief einige der jüngeren Semester aus den AMS-Kursen durch! Dasselbe Ergebnis! Entweder zu weit weg (auch so ein Thema), man sei schon beschäftigt oder man könne erst im August arbeiten, da man im Juli auf URLAUB sei!  Nichts gegen Urlaub. Schon gar nicht, wenn Familie im Spiel ist. Der Urlaub ist jedem Menschen vergönnt und Pauschalreisen zu stornieren ist gar nicht so einfach…

Was ist jedoch damit sagen will: All jene, die es sich einrichten können, haben im Sommer eine echte Chance auf einen Job. Wir haben schlussendlich einen Mitarbeiter gefunden. Er war zwar schon etwas älter, meinte jedoch, dass er durch die Arbeitslosigkeit lang genug auf Urlaub gewesen sei. Mich freute die Geschichte doppelt. Hier bekam ein Mitarbeiter eine Chance, der die Situation erkannt hatte und der schon teilweise als „nicht mehr vermittelbar“ galt. Er arbeitete übrigens bis zur Weihnachtspause durch.

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Sommer ist Bewerbungszeit: Photo by Perfecto Capucine from Pexels

Nutzen Sie den Sommer um sich zu verändern! 5 Tipps.

  1. Da die Personaler*innen sich mehr Zeit nehmen können, schauen diese vielleicht auch etwas genauer hin. Pflegen Sie also Ihre Webauftritte und Social-Media-Profile. Achten Sie darauf, dass Ihr XING-Account oder Linked-In-Profil – oder wie auch immer das Ding heißt – mit den Angaben in Ihrem Lebenslauf deckungsgleich ist. Dieser Tipp ist auch im Frühling, Herbst und Winter richtig und wichtig 😉
  2. Sommerzeit = Initiativbewerbungszeit. Da viele Unternehmen ihre strategischen Ausrichtungen im Sommer vornehmen und ein neues Durchstarten mit September oder Oktober geplant ist, sollten Sie im Sommer verstärkt auf Recherche und Initiativbewerbungen setzen.
  3. Sommerzeit = Recherchezeit. Informieren Sie sich weitgehend. Journalistisch gesehen ist der Sommer eine Saure-Gurken-Zeit. Da ist der Artikel über eine neue Filiale, die im Herbst eröffnen soll oder der Neubau eines Einkaufszentrum vielleicht etwas prominenter gesetzt. Nutzen Sie diese Infos und bewerben Sie sich rechtzeitig.
  4. Und noch ein Vorteil bietet der Sommer. Aufgrund von kurzfristigen Engpässen, die durch Urlaube und Krankenstände verursacht werden können, ist es leichter in einer Firma unterzukommen, wenn man gewillt ist, eine Aushilfstätigkeit oder eine Befristung in Kauf zu nehmen. Es soll ja schon Leute gegeben haben, die den Urlaub in Firma A dazu nutzten um in Firma B auszuhelfen. Nein, jemand der das macht, ist nicht von allen guten Geistern verlassen, sondern denkt strategisch. Achten Sie nur auf die Konkurrenzklauseln in ihrem Dienstvertrag.
  5. Sommerzeit = Zeitarbeitszeit. Nutzen Sie die Möglichkeit durch einen Übergangsjob Stehzeiten zu verkürzen, neue Kontakte zu knüpfen und sich für weitere Aufgaben zu empfehlen. Denn eine Vertretung kann leicht zu einem dauerhaften Gastspiel werden.

Und noch ein paar abschließende Tipps:

Sollten Sie sich im Sommer bewerben und Ihre wohlverdiente Freizeit im Freibad oder am Stand verbringen, seien Sie trotzdem erreichbar. Gerade wenn Sie im Ausland weilen, sollten Sie trotzdem Ihre E-Mails prüfen und Ihr Telefon eingeschaltet lassen. Der Job könnte sonst schnell weg sein. Last but not least… Beim Vorstellungsgespräch bitte auf eine passende Kleidung achten. Flip-Flops und Bermuda-Shorts schauen zwar in der Strandbar lässig aus, sind jedoch beim Vorstellungsgespräch nicht wirklich angebracht… auch wenn das Thermometer 30 Grad Celsius anzeigt und Ihr Gegenüber auf Bekleidungsvorschriften pfeift. Chefs dürfen das 😉 !

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