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Mit den steigenden Temperaturen sinkt die Anzahl der verfügbaren Jobangebote. Im Sommer ist weniger los, die Leute sind einfach nicht da. Dies stimmt jedoch nur auf den ersten Blick.
Es ist eine erlebte Tatsache: In den Wiener Öffis treffen Sie deutlich weniger Menschen an. Viele sind auf Urlaub, einige pflegen ihre Sommergrippe. Telefonate werden weit seltener verbunden und Sie landen bei Ihren Calls oft auf der Mailbox oder in der Warteschlange. E-Mails generieren gerne Abwesenheitsnotizen (aber auch die können gerade für die aktive Ansprache eine wertvolle Quelle sein).
Der Mythos vom schlechten Sommer-Timing
Prinzipiell sind das alles keine guten Voraussetzungen für die Jobsuche. Dieses Mantra höre ich immer wieder. Doch in Wahrheit gilt der Satz: „Sommerzeit = Bewerbungszeit“. Denn viele Firmen nutzen den ruhigeren Sommer für Personalplanungen und bereiten sich auf das letzte Quartal des Jahres vor. Außerdem ist der Sommer auch eine Zeit, in der Vertretungen ihre Chance ergreifen.
Krankenstände und Ferien auf der einen Seite, Auftragsspitzen aufgrund der Wetterlage (Saisonjobs, Gastronomie, Festivals etc.) auf der anderen Seite sind wichtige Faktoren. Sie machen den (Früh-)Sommer zur Bewerbungszeit. Last but not least: Im Gewerbe ist Hochkonjunktur und man kann vielleicht auch als Langzeitsuchende*r dann eine bessere Chance für den Wiedereinstieg haben.
Sommer = Bewerbungszeit: Geduld ist gefordert
Die Prozesse laufen im Sommer allerdings deutlich langsamer ab. Den Ungeduldigen unter uns sei gesagt: „Und das ist auch gut so“. Denn im Sommer bekommen Personalabteilungen die Möglichkeit, abseits vom Tagesgeschäft, sich intensiver mit Bewerber*innen zu beschäftigen oder gar strategisch vorzugehen. Planung ist nun einmal alles und diese ist in der Ferienzeit leichter. Das Telefon klingelt nicht alle zwei Minuten und generell kehrt mehr Ruhe in die Büros ein.
Dies macht sich etwa auch im Handel bemerkbar: Viele Einzelhändler*innen schließen samstags komplett und haben mehr Zeit, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten.
Die Konsequenz: Es kann natürlich etwas länger mit einer Antwort auf Ihre Bewerbung dauern. Sollten Sie nicht gerade in einer Branche arbeiten wollen, die schönwetterabhängig ist, können etwas längere Wartezeiten sogar ein gutes Zeichen sein. Weniger Bewerber*innen und mehr Zeit, die einzelnen Bewerbungen zu bearbeiten – das sind zwei Parameter, die Sie im Sommer einkalkulieren sollten.
Gerade wenn es etwas länger dauert, empfiehlt es sich, sparsam mit Nachfragen zu sein. Im Sommer erreichen Sie Entscheidungsträger*innen viel schneller (vor allem nachmittags). Daher sollten Sie Ihre Nachfragen wohl dosiert und platziert einsetzen.
Weniger Konkurrenz
Wir können das belegen: Im Sommer – vor allem an den Wochenenden – finden deutlich weniger Zugriffe auf die Inserate statt, die gepostet werden. Viele Bewerber*innen sind im Bad oder auf Urlaub. Dies hat weitreichende Konsequenzen für alle, die eine Veränderung brauchen oder einen neuen Job suchen. Jene, die unauffällig ihren Marktwert testen oder aus Frustrationsgründen Bewerbungen verschicken, fallen aufgrund der Ferienzeit weg.
Zwei Beispiele
Zwei kurze Geschichten möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben. Meine eigene ist schnell erzählt: 4 meiner letzten Jobs bekam ich alle Ende Juli, Mitte August oder Ende August. 2006 fing ich bei einer Firma als Vertretungstrainer an – als klassische Ferienvertretung. Zunächst einmal für 6 Wochen. Aus 6 Wochen wurden 9 Wochen. Aus 9 Wochen wurden mit kleinen Unterbrechungen 5 volle Jahre. Meinen aktuellen Job unterschrieb ich Ende August zur besten Urlaubszeit. Dienstantritt Oktober.
Die zweite Geschichte ist spannender. Als Kunden- und Personalberater suchte ich einen Elektrikerin – auf Zeitarbeit. Der Auftrag war fix; die Anforderungen nicht wirklich aufregend: Lehrabschluss mit einigen Jahren Erfahrung im Bereich Wohnungsinstallationen. Ich sagte ja: nicht aufregend. Stemmen und Schlitzen, Kabel ziehen, Verteiler, Steckdosen etc. Jeder Häuslebauerin oder Fan von „Hört mal, wer da hämmert“ kennt das.
Sie ahnen ja nicht, wie schwer es war, einen Mitarbeiterin zu finden. Wir waren gut vorbereitet. Bereits im Frühjahr wurden Lebensläufe gesammelt. Wir telefonierten zu dritt den gesamten Pool an Facharbeiter*innen im Bereich Elektrotechnik durch. Alle nicht mehr verfügbar oder auf URLAUB! Was es zu beweisen gilt.
Ich rief einige der jüngeren Semester aus den AMS-Kursen durch! Dasselbe Ergebnis! Entweder zu weit weg (auch so ein Thema), man sei schon beschäftigt oder man könne erst im September arbeiten, da man ab Juli auf URLAUB sei!
Um auf unsere Geschichte zurückzukommen: Wir fanden schlussendlich einen Mitarbeiterin. Er war zwar schon etwas älter, meinte jedoch, dass er durch die Arbeitslosigkeit lang genug auf Urlaub gewesen sei. Mich freute die Geschichte doppelt. Hier bekam eine*r eine Chance, der die Situation erkannt hatte und der schon teilweise als „nicht mehr vermittelbar“ galt. Er arbeitete übrigens bis zur Weihnachtspause durch und konnte so seinen Wiedereinstieg festigen.

Nutzen Sie den Sommer, um sich zu verändern! 5 Tipps
1. Pflegen Sie Ihre Online-Präsenz Da die Personaler*innen sich mehr Zeit nehmen können, schauen diese vielleicht auch etwas genauer hin. Pflegen Sie also Ihre Webauftritte und Social-Media-Profile. Achten Sie darauf, dass Ihr XING-Account oder LinkedIn-Profil – oder wie auch immer das Ding heißt – mit den Angaben in Ihrem Lebenslauf deckungsgleich ist. Dieser Tipp ist auch im Frühling, Herbst und Winter richtig und wichtig 😉
2. Sommerzeit = Initiativbewerbungszeit Da viele Unternehmen ihre strategischen Ausrichtungen im Sommer vornehmen, allerdings erst im Herbst ausschreiben, wenn alle aus dem Urlaub zurückgekehrt sind, sollten Sie im Sommer verstärkt auf Recherche und Initiativbewerbungen setzen.
3. Sommerzeit = Recherchezeit Informieren Sie sich weitgehend. Journalistisch gesehen ist der Sommer eine Saure-Gurken-Zeit. Da ist der Artikel über eine neue Filiale, die im Herbst eröffnen soll, oder der Neubau eines Einkaufszentrums vielleicht etwas prominenter gesetzt. Nutzen Sie diese Infos und bewerben Sie sich rechtzeitig.
4. Nutzen Sie kurzfristige Chancen Noch ein Vorteil bietet der Sommer: Aufgrund von kurzfristigen Engpässen, die durch Ferien und Krankenstände verursacht werden, ist es leichter, in einer Firma unterzukommen, wenn man gewillt ist, eine Aushilfstätigkeit oder eine Befristung in Kauf zu nehmen. Es soll ja schon Leute gegeben haben, die den Urlaub in Firma A dazu nutzten, um in Firma B auszuhelfen. Nein, jemand der das macht, ist nicht von allen guten Geistern verlassen, sondern denkt strategisch. Achten Sie nur auf die Konkurrenzklauseln in Ihrem Dienstvertrag.
5. Sommerzeit = Zeitarbeitszeit Nutzen Sie die Möglichkeit, durch einen Übergangsjob Stehzeiten zu verkürzen, neue Kontakte zu knüpfen und sich für weitere Aufgaben zu empfehlen. Zeitarbeit ist da ein gutes Medium. Streuen Sie Ihren Lebenslauf bei diversen seriösen Anbieter*innen. Ein Anruf für eine Vertretung kommt vielleicht schneller als Sie denken. Und: Aus einem Gastspiel kann ein fixes Engagement werden.
Auf einen Blick: Vor- und Nachteile für die Jobsuche während der Sommerferien
Vorteile im Sommer:
- Weniger Konkurrenz: Da viele Bewerber*innen im Urlaub sind, kann die eigene Bewerbung leichter auffallen und die Chancen auf ein Vorstellungsgespräch steigen.
- Schnellere Entscheidungsprozesse: In manchen Branchen, besonders dort, wo Personal dringend benötigt wird (z.B. Gastronomie, Tourismus), können Einstellungsprozesse beschleunigt ablaufen.
- Strategische Positionierung: Eine Jobsuche im Sommer kann helfen, sich für das vierte Quartal und Jahresendbewertungen gut aufzustellen.
- Mehr Zeit für Vorbereitung: Die ruhigere Zeit kann genutzt werden, um Bewerbungsunterlagen zu optimieren und Kontakte zu knüpfen.
Nachteile im Sommer:
- Verlangsamte Prozesse: Viele Entscheidungsträger*innen sind im Urlaub, was zu Verzögerungen bei der Kommunikation und Entscheidungsfindung führen kann.
- Weniger Networking-Möglichkeiten: Durch weniger Branchenveranstaltungen und Konferenzen ist das persönliche Netzwerken eingeschränkt.
- Beschränkte Onboarding-Möglichkeiten: Wenn Kolleg*innen im Urlaub sind, kann das Onboarding erschwert sein. Damit muss man rechnen.
Abschließende Tipps
Sollten Sie sich im Sommer bewerben und Ihre wohlverdiente Freizeit im Freibad oder am Strand verbringen, seien Sie trotzdem erreichbar. Gerade wenn Sie im Ausland weilen, sollten Sie trotzdem Ihre E-Mails prüfen und Ihr Telefon eingeschaltet lassen. Der Job könnte sonst schnell weg sein.
Last but not least: Beim Vorstellungsgespräch bitte auf eine passende Kleidung achten. Flip-Flops und Bermuda-Shorts schauen zwar in der Strandbar lässig aus, sind jedoch beim Vorstellungsgespräch nicht wirklich angebracht – auch wenn das Thermometer 30 Grad Celsius anzeigt und Ihr Gegenüber beim Vorstellungsgespräch auf Bekleidungsvorschriften pfeift. Vorgesetzte oder Entscheider*innen dürfen das 😉
Lesen Sie auch:
- https://www.stepstone.at/Karriere-Bewerbungstipps/mythos-sommerloch-jetzt-erst-recht
- https://www.karriere.at/c/a/jobsuche-sommer
- https://www.jobs.ch/de/job-coach/mehr-jobinserate-nutze-den-sommer-fuer-deine-jobsuche
- https://www.halian.com/de/article/is-summer-a-good-or-bad-time-to-change-jobs-in-germany