Zahlenspiele: Jede 5 LGBTIQ-Person bei Job und Bewerbung diskriminiert

Zahlenspiele Diskriminierung LGBTIQ

Am 8. Juni 2024 fand zum 28. Mal die Regenbogenparade in Wien statt. Die „Pride“ ist nicht nur ein inoffizieller Feiertag der queeren Community, sondern auch ein Protesttag für Akzeptanz, Respekt und gleiche Rechte. Anlass genug für ein „Zahlenspiel“ zum Thema „Pride“ und Diskriminierung von LGBTIQ-Personen am Arbeitsmarkt.

Die FRA, die European Union Agency for Fundamental Rights, die ihren Sitz am Wiener Schwarzenbergplatz hat, veröffentlichte am 14. Mai 2024 zum dritten mal eine Umfrage zum Thema LGBTIQ in der Europäischen Union. Der Bericht trägt den Titel „LGBTIQ at a crossroads: progress and challenges“ – was frei mit: „LGBTIQ an einer Gabelung. Fortschritte und Herausforderung“ übersetzt werden kann.

Die Online-Umfrage basiert auf 100.577 Antworten aus 27 EU-Mitgliedstaaten. Wir konzentrieren uns auf die Ergebnisse die sich auf den Arbeitsmarkt und das Arbeitsleben respektive auf die Schule beziehen.

LGBITQ: In medias res…

60 % der Befragten gehen laut FRA im Jahr 2024 ziemlich oder sehr offen mit ihrem LGBTIQ-Sein um. Das ist besser als der EU-Schnitt. Hier sind es immerhin 51 %. Allerdings beziehen sich die Angaben nicht exklusiv auf die Arbeitswelt und das berufliche Umfeld.

Eine Studie von SORA und Arbeiterkammer aus dem Jahr 2017 befragte 1200 Personen aus der Community in Österreich. 59% der Befragten gaben an, ihre sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz zwar nicht bewusst anzusprechen, auf Nachfrage jedoch offen damit umzugehen. 23% gaben an, in der Arbeit bewusst über die eigene sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität zu sprechen und offen zu kommunizieren.

20 Prozent am Arbeitsplatz oder bei der Arbeitssuche diskriminiert

Zurück zur aktuellen Umfrage. Laut FRA geben 20 % der Befragten an, am Arbeitsplatz oder bei der Arbeitssuche diskriminiert worden zu sein. Der Zeitraum bezog sich auf ein Jahr vor der Befragung – sprich auf rezente Diskriminierungserlebnisse. Hier liegt Österreich im Durchschnitt der EU-27 (19 %).

Dieser Wert war bei der letzten FRA-EU-Umfrage aus dem Jahr 2019 ähnlich. Auch damals gaben 20 % der Befragten an, Diskriminierungen bei der Arbeit erlebt zu haben. Im EU-Schnitt waren es damals allerdings 21 %. (Quelle)

Wie viele queere Personen in Österreich arbeiten, ist schwierig zu sagen. Die Studie der SORA / AK Wien aus dem Jahr 2017 (erstellt von Daniel Schönherr / Martina Zandonella) spricht von 200.000 bis 300.000 Menschen.

Leider liegt diese Studie schon etwas zurück. Sie ist allerdings noch immer wichtig, da sie immer noch in vielen Artikeln zum Thema LGBTIQ, Diskriminierung und Arbeit zitiert wird. Die SORA / AK Wien-Studie zeichnet ein wesentlich differenziertes Bild der Diskriminierung von LGBTIQ-Personen in ihrem beruflichen Kontext. So hätten 60% der Befragten (Sample ca. 1200 Personen) mit Gerüchten, obszönen Witzen oder Ausgrenzung zu tun gehabt. 30 % der Befragten hätten handfeste berufliche Nachteile erlebt und Trans-Personen oder Personen mit keiner eindeutigen sexuellen Orientierung/Geschlechtsidentität seien am häufigsten von Diskriminierung betroffen. (Quelle).

Ein anderes Kapitel aus dem FRA-Report, das von SORA und AK nicht abgefragt wurde, gibt Anlass zur Sorge.

In Österreich gaben 73% aller Befragten an, dass sie während ihrer Schulzeit Mobbing, Spott, Hänseleien, Beleidigungen oder Drohungen erfuhren, weil sie sich als LGBTIQ geoutet hatten. In der EU-27 sind es 67%, was einen starken Anstieg gegenüber 2019 (43 %) bedeutet.

30 Prozent gaben an in ihrer Jugend „Konversions-Praktiken“ erlitten zu haben

30 % der Befragten in Österreich erlebten eine so genannte „Konversions-Praktik“. Konversionspraktiken (das Wort „Therapie“, das auch in diesem Zusammenhang verwendet wird, ist abzulehnen) sind Interventionen, die darauf ausgerichtet sind, die sexuelle Orientierung oder die selbst empfundene geschlechtliche Identität einer Person gezielt zu verändern oder zu unterdrücken.

Diese Praktiken sind bis dato nur in drei EU-Ländern (Spanien, Frankreich, Griechenland) verboten. Darüber hinaus ist der Wert von 30 % sehr hoch. Der EU-27-Schnitt liegt bei 24 %. Österreich hat hier noch einen langen Weg vor sich. Laut der letzten Sitzung des Gleichbehandlungssausschusses des österreichischen Parlaments sei die Entschließung des Nationalrats zum Verbot von so genannten „Konversionstherapien“ zur Änderung der Geschlechtsidentität noch nicht umgesetzt (Quelle).

Fazit

Der FRA-Report ist vorsichtig optimistisch in seinen Aussagen. Das legt der Titel nahe, da er von „Chancen und Herausforderungen“ spricht. Allerdings: Hohe Raten bei Konversionspraktiken und steigende Diskriminierungen in der Schule geben Anlass zur Sorge…

Was sind Eure / Ihre Erfahrungen mit Diskriminierungen von LGBTIQ-Personen. Die JOBBERIE freut sich auf Ihre / Eure Kommentare.

Quellen

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