Das Gehalt ist nicht alles… zumindest für die Jungen

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Ist Ihnen in letzter Zeit auch aufgefallen, dass sich seit dem 3. Quartal 2021 immer mehr Schlagzeilen um das Thema Gehalt und Job drehen? Der Grundton war gegen Ende des Jahres 2021 etwas larmoyant. Es häuften sich die Schlagzeilen, dass man trotz fürstlicher Gehälter keine Mitarbeiter*innen finden würde… Unterstellt wurde bisweilen, dass die Menschen faul geworden seien. Man konnte ein wenig den Eindruck gewinnen, dass etliche Arbeitgeber*innen der Meinung sind, dass es nur ein ordentliches Gehalt brauche, um die richtigen Mitarbeiter*innen zu finden… Auf jeden Fall spielen Gehalt und Job in vielen Schlagzeiten eine wichtige Rolle. Hier eine kleine Auswahl:

  • „Wertschätzung im Job geht nicht ohne faire Bezahlung“ (Der Standard 29. September 2021)
  • „Jobwechsel für mehr Gehalt? Zwei Drittel sagen Ja!“ (karriere.at, 07. Dezember 2021)
  • „Warum arbeiten, wenn ich mit Arbeitslosengeld mehr bekomme?“ (Der Standard 14. Oktober 2021)
  • „Keiner will 2.700-€-Job, AMS muss nun im Ausland suchen“ (Heute, 15. Oktober 2021)
  • „Familie bietet 15 Mal 6.000 Euro für 5-Tage-Woche“ (13. Dezember 2021)
  • „4.000 Euro für „Haus­dame“: Klagen­furter Privat­haushalt investiert groß in Personal“ (5 Minuten, 15. Dezember 2021)
  • „In diesen Jobs gibt’s Tausende Euro zum Einstieg“ (Bild.de 19. Dezember 2021)
  • „Bäcker zahlt 5.500-Gehalt, aber niemand will den Job“ (Heute, 28. Januar 2022)
  • „4-Tage-Woche und 1.000 Euro extra, aber kein Personal“ (Heute, 29. Januar 2022)
  • „Bis zu 80.000 Euro Jahresgehalt: Bei diesen 100 Jobs haben Bewerber gerade besonders gute Chancen“ (Handelsblatt, 18. März 2022)
  • „Im Regelfall gilt, dass ein Jobwechsel auch ein höheres Gehalt mit sich bringen muss. Es kann aber auch Ausnahmen geben, wie sich zeigt.“ (online marketing.de, 30. März 2022)
  • „Gute Arbeit – kein Geld: Wie der Freistaat mit seinen Angestellten umgeht.“ (Münchner Abendzeitung, 31. März 2022)
  • „Barkeeper gesucht: Rosentaler Gastro­nom zahlt 3.200 Euro netto!“ (5 Minuten, 07. Mai 2022)
  • „AMS hat Job um 80.000 Euro im Jahr – doch keiner will ihn“. (8. Mai 2022)
  • “Lieber AMS”: Job für 70.000 Euro angeboten, doch keiner möchte ihn! (Kosmo.at 12. Mai 2022)
  • Kärntner Wirt erfindet „Trick“ gegen Personalmangel: Er erhöht Gehälter & zahlt Barkeeper 3.200€ netto“ (Neue Zeit, 16. Mai 2022)
  • “Kein Bock auf Arbeit”: AMS zahlt 45.000 Euro im Jahr für Job in Bierfabrik (Kosmo, 17. Mai 2022)
  • „Personalexperte: „Mit höheren Löhnen bekäme man auch in der Gastro Personal““ (Salzburger Nachrichten 19. Mai 2022)
  • „Hotel bietet 4-Tage-Woche bei vollem Lohn: „Haben das erst nicht geglaubt“ (moment.at, 19. Mai 2022)
  • „Die Hälfte aller Beschäftigten in Zürich verdient mehr als 8000 Franken im Monat“ (NZZ, 25. Mai 2022)
  • „Freund von Ö3-Star sucht Mitarbeiter, bietet 4.000 €“ (Heute, 22. Mai 2022)
  • „Gehalts-Hammer! 9 Prozent mehr Lohn für weniger Arbeit“ (Heute, 25. Mai 2022)
  • „Du kriegst mehr Geld, wenn du diese Jobs machst“ (Dasding.de, 31. Mai 2022)
  • „Junge sind weniger zufrieden mit ihrem Gehalt“ (Der Standard, 01. Juni 2022)
  • „30 Prozent mehr Gehalt durch Jobwechsel – jedes Mal“ (onlinemarketing.de, 09. Juni 2022)
  • „Firma streicht ganzen Arbeitstag, zahlt gleiches Gehalt“ (Heute, 12. Juni 2022)
  • AMS“ – Starkoch zahlt 1.700 netto, findet keinen“ (Heute, 15. Juni 2022)
  • „Streik der Rettungsschwimmer auf Mallorca: „Ein Menschenleben ist ein Gehalt von 1.000 Euro wert“ „(Mallorca-Zeitung, 24. Juni 2022)
  • „whatchado-Umfrage zur Arbeitgeberattraktivität: Interessante Aufgaben und Gehalt für junge Bewerber*innen wichtiger als Klimaschutz“ (Börse Express, 28. Juni 2022)
  • „So hoch sind Gehalt, Zuverdienst und Spesen der Abgeordneten“ (vol.at, 01. Juli 2022)
  • „EIN FÜRSTLICHES GEHALT LOCKT! Drei Kölner Museen suchen neue Chefs“ (Bild.de, 01. Juli 2022)

Soviel ist mittlerweile klar: Das Gehalt alleine ist als Motivator zu wenig… Am 22. Februar 2022 druckte derStandard folgenden Kommentar ab: „Mehr Geld oder lieber mehr Sinn im Job?“ In diesem Gastbeitrag schaut sich Martina Ernst, ihres Zeichen ehemalige Personalchefin einer Bank und Gründerin der Gehaltsberatungsfirma Salary Negotiations, das Thema Gehalt als Hauptmotivator an. Sie vertritt die Meinung, dass ein gutes Gehalt und eine sinnvolle Arbeit sich nicht ausschließen müssen.

Größere Umfrage bei Jugendlichen

Die Online-Plattform „watchado“ befragte im Zeitraum vom 13. April bis 7. Juni 2022 Schüler*innen, Lehrlinge, Studierende, sowie junge Menschen mit Berufserfahrung, zu ihren Erwartungen an ihre Arbeitgeber*innen. Insgesamt wurden 30.000 Teilnehmer*innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend.

  • 91% der Befragten empfinden das zu erwartende Aufgabengebiet als ausschlaggebend für ihre Bewerbung
  • 84% der Befragten schätzen das Einkommen als sehr wichtig bzw. wichtig ein.
  • 74% der Befragten erwarten Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter*innen (bei Studierenden sind es sogar 82%)

In der Studie „Zukunft der Arbeitswelt aus Sicht der Jugend“ aus dem Jahr 2021 sind die Fragestellungen etwas anders. Die Ergebnisse sind ähnlich eindeutig. „Mir ist es wichtig, mir im Leben viel leisten zu können“ geben immerhin 74,4 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 29 Jahre an (1000 Befragte). Weiterbildungsmöglichkeiten sind in dieser Studie noch wichtiger („Ich möchte mich auch während meiner gesamten beruflichen Laufbahn immer weiterbilden“ mit immerhin 80,1 Prozent). Dieses Motiv liegt auch auf Platz 1. Immerhin 69,9 Prozent sagen, dass ein Job, der erfüllend ist, wichtiger wäre als ein gutes Gehalt.

Klimaschutz und Home Office spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle

Zurück zur umfangreicheren watchado-Studie: 30% der Befragten empfinden das betriebliche Engagement der Unternehmens für den Klimaschutz als ein großes Anliegen bei der Jobwahl. 

40% der Befragten empfinden das Home Office als relevant. Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Menschen mit Berufserfahrung und Schüler*innen. Für jede*n Zweite*n (49%) ist Home Office für die Entscheidung, sich für einen Job zu bewerben, sehr relevant. Lediglich knapp ein gutes Drittel (36%) der Schüler*innen freuen sich auf Home Office. Dies hat sicherlich mit der Berufserfahrung, aber auch der Lebensrealität der Mensch zu tun.

Wechselgründe

Gehalt und Benefits seien laut Umfrage wichtig für einen Jobwechsel.

„Für 68% ist ein besseres Angebot bezogen auf Gehalt oder Benefits für einen Jobwechsel ausschlaggebend. 63% der Teilnehmer*innen würden den Arbeitgeber wechseln, wenn sich ihre Tätigkeiten anders gestalten, als erwartet.“ Bei Studierenden ist dieser Prozentsatz naturgemäß höher.

„Für Studierende und Berufserfahrene ist dieses Kriterium mit 77% bzw. 72% sogar wichtiger als ein attraktiveres Gehaltsangebot. Unter den Berufserfahrenen sind zudem für 62% zu wenig Wertschätzung und für 69% ein schlechtes Verhältnis zum*zur Vorgesetzten für einen Wechsel sehr relevant. Ohne die Möglichkeit zur Weiterentwicklung denken 58% aller Befragten an einen Wechsel“

Home Office – kein Kündigungsgrund

15% aller Befragten sehen ein fehlende Option für Home Office als Kündigungsgrund. Bei Studierenden und Berufserfahrenen sind es knapp 20% (21% bei den Studierenden und 20% bei den Berufserfahrenen). Bei Lehrlingen und Schüler*innen wäre fehlendes Home Office in nur 13 % der Fälle ein Grund für die Kündigung.

Wo suchen Jugendliche nach Jobs?

Das Institut für Jugendkulturforschung befragte 1.000 junge Österreicher*innen. Auch hier kam Interessantes zu Tage: Jugendliche setzten bei der Stellensuche auf eher klassische Strategien. 49% nutzen Job-Börsen im Internet, 36% das Angebot des AMS, 35% gehen direkt auf Internetseiten von Firmen oder Behörden. Weniger wichtig seien Karrieremessen (15%) sowie Xing oder LinkedIn (17%) für Jugendliche.


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