Immer wieder trudeln Lebensläufe in unsere Mailbox, die mit einem sogenannten „Erfahrungsprofil“ punkten wollen. Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei einem Erfahrungsprofil um einen Lebenslauf ohne genaue Jahresangaben. Die genauen Zeitangaben wurden durch die jeweilige „Dauer“ ersetzt. Sie lesen dann Sätze wie „4 Jahre Erfahrung als Recruiter/in“ anstelle von „04/2017 – 04/2021: Recruiter/in bei der Firma XY“ in einem solchen Profil.
Wie sieht so ein Lebenslauf ohne Jahresangaben aus?
Hier ein fiktives Beispiel, das auf den ersten Blick relativ aussagekräftig ist. Allerdings wird auch in diesem Beispiel deutlich, dass eine Lücke versteckt werden soll.
Warum setzen Bewerber*innen auf ein solches Erfahrungsprofil?
Man muss diese Frage wahrscheinlich relativ trocken beantworten: Bewerber*innen setzen auf das so genannte Erfahrungsprofil in erster Linie, weil sie schlecht beraten wurden. Ich weiß, dass diese Form des Lebenslaufs gerne von Bewerbungcoachs und in Bewerbungstrainings eingesetzt wird, weil man damit kleine Lücken kaschieren kann. Gerne wird das Erfahrungsprofil mit dem Argument verkauft, dass es die Chancen der Bewerber*innen erhöhen würde.
Das Erfahrungsprofil kann – sinnvoll eingesetzt – eine nette Zusammenfassung bieten, um die für die Position relevante Erfahrung zusammen zu fassen und hervor zu heben. Es ersetzt aber keineswegs einen klassischen Werdegang. Es sollte weder das Alter des/der Bewerber*in verschleiern, noch Lücken im Arbeitsleben vertuschen. Aber gerade das ist oft der Fall. Zum letzten Punkt zitiere ich einen Artikel auf karrierebibel.de zum Thema „Erfahrungsprofil“…
2. Indiz: Erfahrungsprofil statt Werdegang
Bei diesem Manöver werden im chronologischen Lebenslaufs lediglich Qualifikationen aufgeführt, ohne diese zeitlich einzuordnen. Beispiel:
4 Jahre Außendienst-Erfahrung im Bereich _____
3 Jahre Vertriebserfahrung im Einzelhandel
2 Jahre Ausbildung zum Bürokaufmann
…All diese Tricks kennen Personaler längst. Entsprechend wittern sie hier einen Täuschungsversuch und fragen mindestens nach, falls der Bewerber damit überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Wir raten von derlei Lebenslauf-Kosmetik daher dringend ab.
Lücken im Lebenslauf: 8 Tipps sie zu erklären & zu füllen. www.karrierebibel.de
Der weitere Nachteil: Der Personalentscheider oder die Personalentscheiderin weiß nicht, welche Erfahrung die aktuellste ist. In unserem Bild-Beispiel kann man davon ausgehen, dass die Reihung auch der Berufserfahrung entspricht. Allerdings weiß man nicht wie lange der letzte Job zurück liegt.
Die Folge
Ich lese derartige Lebensläufe nur sehr schnell durch. Wenn die Qualifikationen detailliert dargestellt werden, rechne ich die „Erfahrungsjahre“ zusammen und subtrahiere diese vom Lebensalter und ziehe die Ausbildungsjahre ab. Dann findet man relativ schnell die Lücken – und auch die Dauer. Ist diese Spanne eher klein, rufe ich vielleicht beim Kandidaten oder der Kandidatin an. Aber dies nur, wenn die angegebenen Informationen konkret genug sind. Bei sehr allgemeinen Infos, wie „4 Jahre Erfahrung im Recruiting“ oder wie im Beispiel aus karrierebibel.de, fliegt der Lebenslauf meist in den Absageordner.
Aber es geht noch weiter. Der Lebenslauf wird oft nicht mehr in die Hand genommen. Bei Recruitingsystemen und CV-Parsern (der Lebenslauf wird von einem Programm „ausgelesen“) sind genaue Datumsangaben sehr hilfreich, weil sonst der Lebenslauf im Nirvana einer Datenbank verschwinden kann. Wenn dann die Keywords auch noch schlecht gewählt wurden, wird eine derartige Bewerbung nicht einmal ignoriert.
Wann soll ich ein Erfahrungsprofil einsetzen?
Ein Erfahrungsprofil ist gerade bei längeren Lebensläufen sinnvoll um die Erfahrung und die wichtigsten Punkte zusammen zu fassen und das Interesse des Rekrutierenden zu wecken. Als Mittel um Lücken zu kaschieren ist es eigentlich ungeeignet.
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Wie man Lücken verbergen kann, erfahren Sie in unserem Beitrag: „Mind the gap“.