Stellenangebote sind ein wichtiges Instrument im Recruiting und in der Personalbeschaffung. Sie können aber auch eine wunderbare Quelle an (unfreiwillig) komischen Texten darstellen – oder schlimmer noch – Bewerber:innen abschrecken.
Während draußen die Adventkerzen brannten und die Weihnachtsmärkte lockten, waren einige Personalabteilungen oder Personalverantwortliche noch fest am Werken. Etliche Jobangebote wurden bis kurz vor den Weihnachtsfeiertagen noch geschaltet.
Die „JOBBERIE – Jobs und mehr“ liefert auch im Dezember wieder einige Beispiele, die als Learnings dienen sollen. Genießen Sie an den Zwischenfeiertagen ein Getränk Ihrer Wahl und lassen Sie sich von den „kreativsten“ Stellenausschreibungen des Monats unterhalten.
Platz 3: Zurück in die Zukunft – oder so…
Platz drei geht an ein Stellenangebot, an dem es auf den ersten Blick nichts auszusetzen ist. Es werden Schaltschrankverdrahter*innen gesucht. Dabei handelt es sich um einen spannenden elektrotechnischen Beruf. Im Inserat findet man alle Anforderungen und Aufgaben sauber aufgelistet. Der Arbeitsort und auch das kollektivvertragliche Mindestgehalt – mit dem Hinweis auf Überbezahlung je nach Qualifikation -sind angeführt.
So weit, so gut: Allerdings sollte der*die zukünftige Mitarbeiter*innen eine Zeitreisemaschine besitzen, denn der Arbeitsbeginn ist „ab Jänner 2023“ ausgewiesen, das Inserat stammt jedoch aus dem Dezember 2025.
Achtung bei Copy & Paste
Ein klassisches Versehen das durch „Copy and Paste“ leicht passiert. Recycling von alten Stellenanzeigen ist eine oft vorkommende Praxis. Auch die JOBBERIE – Jobs und mehr kennt dieses Verfahren. Aber natürlich sollte so etwas nicht passieren. In Wirklichkeit ist es keine große Sache. Allerdings können Bewerber*innen solche Hoppalas abschrecken. Frei nach dem Motto: Wenn die sich schon keine Mühe beim Inserat geben, wie geht es dann erst täglich im Job zu? Natürlich kann auch der Eindruck der Fluktuation vermittelt werden, was ebenfalls wenig positiv ist.
Dientbeginn 1. Jänner 2026 – sportlich!
Mitte Dezember fand ich noch Inserate, die einen Dienstbeginn mit 01. Jänner 2026 vorsehen. Das nenne ich einmal sportlich. Denn die Zeit für Sichtung von Bewerbungen, Interviews, zweite Runden etc. ist zwischen den Weihnachtstagen sportlich.
Daher empfiehlt die „JOBBERIE – Jobs und mehr“ nicht nur Inserate korrekturlesen zu lassen, um Fehler zu vermeiden, sondern auch auf Dienstbeginnangaben komplett im Inserat zu verzichten. Das hat vor allem den Vorteil, dass man Inserate öfters posten kann ohne das Inserat ob einer nicht mehr aktuellen Zeitangabe abändern zu müssen. Vor allem bei Jobportalen ist das praktisch, wo Inserate ja oft nach ein paar Wochen quasi noch einmal platziert werden.
Platz 2: Und jeden Monat grüßt der Kollektivvertrag
Und wieder sind wir in der Gastronomie gelandet. Platz 2 geht an ein Unternehmen, das Pizzabäcker & Kellner (m/w/d) sucht. Prinzipiell sind Stellenangebote mit unterschiedlichen Positionen, die in ein gemeinsames Inserat gepackt werden, schwierig.
Der Grund ist einfach: Unterschiedliche Positionen erfordern unterschiedliche Ausbildungen / Erfahrungen etc. Das macht den Aufbau eines Stellenangebotes mit DETAILLIERTEM Anforderungs- und Aufgabenprofil relativ schwer und für die Bewerber*innen eher unübersichtlich. Auch der Bewerbungsprozess wird da nicht unbedingt einfacher, da die Bewerbungen getrennt bearbeitet werden müssen. Selten wird sich jemand für beide Stellen gleichzeitig bewerben.
Es gibt also gute Gründe für die Empfehlung: ein Stelleninserat für einen abgegrenzten Job. Etwas anders ist das bei Übersichtspostings aktueller Stellenangebote, die ausgeschrieben werden (allerdings mit den entsprechenden Links zu den einzelnen Inseraten).
Und dann wäre noch die klassische Bezahlung nach Kollektivvertrag ohne eine genaue Aufstellung des Entgeltes oder der Minimalanforderung eines Mindestgehalts. Aber diesen Punkt haben wir ja jedes Mal dabei… So auch bei einem anderen Inserat, das einen „Werkstättenleiter (m/w/d)“ ausschreibt. Hier wird ein Bruttomonatsgehalt lt. KV mit Bereitschaft zur Überzahlung abhängig von Qualifikation und Berufserfahrung. Die Frage ist natürlich in erster Linie, nach welchem Kollektivvertrag bezahlt wird. In der Gastronomie kann man annehmen, dass der entsprechende KV zur Anwendung kommt. Auch bei Stellen im öffentlichen Dienst fehlt immer wieder die Mindestgehaltsangabe. Man gibt zwar in diesen Inseraten meist die genau Einstufung und das entsprechende Gesetz an, allerdings wäre es doch ein Leichtes die entsprechende Zahl hinzuschreiben.
2026 wird sich durch die Entgelttransparenzrichtlinie einiges ändern. Bewerbende werden ab Juni Anspruch darauf haben, vor Dienstantritt das Entgelt zu erfahren. Die einfache Mindestangabe wird dann auch nicht mehr reichen. Lesen Sie hier, was sich alles 2026 ändern wird.
Platz 1: Humor
Ein kurzes Suchen mit der Suchmaschine ihres Vertrauens bestätigt, dass viele Studien sich darüber einig sind, dass Humor am Arbeitsplatz eine gute Eigenschaft ist. Humor kann in einem Team wichtig sein für den Erfolg, vor allem wenn es einmal nicht so läuft. Und Hand auf’s Herz. Wir wissen doch alle wie wichtig der sogenannte Klassenkaschperl für den Zusammenhalt in der Klasse war.
Aber was ist, wenn Humor explizit in der Ausschreibung verlangt wird? Sucht das Unternehmen nach versteckten Comedy-Talenten oder Freizeitkaberettist*innen? Wenn ein:e Dienstgeber:in eine:n Teamassistent:in mit Humor sucht – und der Humor bereits in der Stellenüberschrift zu finden ist – wie wichtig ist der Humor? Und welcher Humor soll es sein? Schwarzer Humor? Was bedeutet es, wenn ein „Senior Consualtant (all gn*) with Sense of Humour“ gesucht wird? Soll der in der Monty-Python-School gewesen sein?
Ich habe nach dem Stichwort „Humor“ gesucht und bekam über die Metasuchmaschine „METAJob“ fast – bis auf wenige Ausnahmen – Jobangebote aus dem Bereich der Steuerberatung und der Behindertenbetreuung aufgelistet. Ich lasse das einmal einen kurzen Moment sacken 🙂
Interessant, dass gerade diese beiden Branchen offenbar den größten Bedarf an Mitarbeitenden mit Humor haben. Und dabei wird Steuerberater:innen doch gerne unterstellt, etwas humorlos zu sein…
Kommen wir zur Auflösung des Rätsels: Wenn Humor im Job gefordert wird, bedeutet das oft, dass Kolleg:innen mit einer gewissen Gelassenheit gesucht werden. Es braucht Menschen, die „Dinge mit Humor nehmen“. Es geht darum den Stresspegel unten zu halten, negative Emotionen möglichst draußen zu lassen und Schwierigkeiten ohne Drama zu überwinden. Eine gewisse Lösungskompetenz ist mitgemeint – beim Humor.
Im Behindertenbereich ist das absolut klar. Hier haben wir es mit sehr schwierigen und belastenden Anforderungen zu tun. In der Steuerberatung finde ich diese Anforderung doch eher interessant… Ich kann mir aber vorstellen, dass Kund:innen durchaus auch ihren Steuerberater:innen nicht immer freundlich gesinnt sind und es vielleicht deshalb „Humor“ braucht. Humor ist die Fähigkeit, Spannungen zu entschärfen und nicht bei jedem Problem zu verkrampfen, also Humor als Coping-Strategie gegen Stress und vielleicht auch einen eher harschen Umgangston.
Natürlich ist Steuerberatung sachlich, termingetrieben und oft stressig; „Herz und Humor“ wird dort als Gegenpol benutzt, um sich als menschliche, nicht nur „trockene“ Kanzlei zu positionieren. Aber da sind wir schon im Employer Branding.
Jobs, die nach Humor verlangen, sind oft sehr stressig oder unangenehm oder sonst irgendwie schwierig. Wenn „Herz und Humor“ gefordert sind, sollte man auch vorsichtig sein. Es geht nicht darum besonders nett zu sein oder ums Witzeerzählen – mit Sicherheit nicht. Wenn Ihnen als Bewerber:in also „Humor“ in der Stellenanzeige begegnet, sollten Sie diesen Punkt spätestens im Vorstellungsgespräch genau hinterfragen. Personalverantwortliche sollten vielleicht das Wort Humor aus Stellenausschreibungen streichen und bessere Umschreibungen kreieren, die präziser sind.
Jobs mit Humor!