Einleitung
Die österreichische Wirtschaft steht vor bedeutenden Herausforderungen. Während einerseits ein schwaches Wirtschaftswachstum prognostiziert wird, kämpfen Unternehmen gleichzeitig mit Personalmangel und veränderten Arbeitsmarktbedingungen. Die JOBBERIE versucht einen Blick auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Herausforderungen im Bereich HR und Personal im kommenden Jahr 2025 zu zeichnen.
Wirtschaftliche Prognosen
Die österreichische Wirtschaft wird 2025 voraussichtlich nur ein schwaches Wachstum von 0,8 Prozent verzeichnen, was deutlich hinter dem Euroraum-Durchschnitt von 1,3 Prozent liegt. Diese Prognose des IHS wird von der Österreichischen Nationalbank bestätigt, die ebenfalls keinen nennenswerten Aufschwung für 2025 erwartet.
Das Geschäftsklima, besonders in mittelständischen Unternehmen, zeigt sich aktuell stark eingetrübt. Eine Studie der Creditreform Wirtschaftsforschung unter 1.400 befragten Unternehmen belegt eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe und der Handel, während das Dienstleistungsgewerbe noch für gewisse Stabilität sorgt. Das Klimabarometer der Studie erreicht Werte unter null – ein Niveau, das zuletzt während der Weltwirtschaftskrise 2009 gemessen wurde.
Arbeitsmarkt 2025:
Der „EY Mittelstandsbarometer – Konjunktur und Geschäftslage“ kommt auf eine ähnliche Sicht der Dinge. Auch bei dieser Erhebung (500 Unternehmen) werden bereits Vergleiche mit dem Krisenjahr 2009 gezogen. Positive Stimmung herrsche in den Branchen „Gesundheit/Life Sciences“ und „Tourismus“, die sich als besonders zufrieden erweisen. Sehr schlecht sei die Stimmung im „Handel“ und im „Baugewerbe“. Industrie sowie Transport und Logistik sind weitere Branchen in denen die Stimmung als „schlecht“ bezeichnet wird.
Der Arbeitsmarkt
- Die Arbeitslosenquote wird voraussichtlich auf 7,4 % im Jahr 2025 steigen. Dies lässt vermuten, dass es zu weiteren Kündigungswellen kommt.
- Allerdings sind die Zahlen nicht ganz eindeutig: Statista.de7 erwartet 2025 sogar einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum aktuellen Jahr 2024. Dies kann natürlich mit der Gewichtung einzelner Branchen und Bundesländer zu tun haben. Vor allem der Dienstleistungsbereich verzeichnet Personalzuwächse. Eine erhebliche Rolle wird auch dem Bundesland Wien zukommen.
- Gleichzeitig herrscht in vielen Branchen weiterhin ein Fachkräftemangel, der teilweise in einen Arbeitskräftemangel mündet. Etwa 83 % der Unternehmen geben an, Schwierigkeiten bei der Personalsuche zu haben.
- Die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen sinkt 2024 langsam aber stetig. Dieser Trend scheint sich auch 2025 fortzusetzen (siehe Grafik „Stellenmonitor“)

- Die Creditreform KMU-Umfrage Österreich spricht von „sehr zurückhaltenden“ Personalplanungen im Mittelstand. Lediglich 8,7 % der befragten Unternehmen planen, Personal aufzunehmen. Knapp ein Viertel der Befragten (24,5 %) plant Stellen abzubauen. Das Saldo wäre also laut dieser Studie negativ
- EY spricht davon, dass 23 % der mittelständischen Betriebe in Österreich neues Personal aufnehmen wollten. Allerdings wollen 18 % der befragten Unternehmen Stellen streichen. Dies würde ein positives Saldo bedeuten.
- Das Thema Rekrutierung von geeigneten Fachkräften bleibt in allen Branchen stark spürbar. Allerdings sei es etwas leichter geworden.

- Die eher schlechten wirtschaftlichen Aussichten bedeuten auf keinen Fall, dass die Wechselbereitschaft der Mitarbeiter*innen gering sei. Bei einer Umfrage von „hokify“ unter 1.300 Personen gaben 62 % der Befragten an, 2025 wechselwillig zu sein. Bei der Generation Z ist dieser Prozentsatz deutlich höher.
Arbeitsmodelle:
Einige Dinge, die unter „New Work“ zusammengefasst werden, scheinen zu bleiben. Teilzeit ist gekommen um zu bleiben und auch mobiles Arbeiten werden nicht mehr verschwinden.
- Fast 60 % der Arbeitnehmer*innen in Österreich wünschen sich Teilzeitbeschäftigung zwischen 16 und 37 Stunden pro Woche4. Diese Zahlen stehen im krassen Widerspruch zu Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik, die sogar eine 41-Stunden-Woche fordern.
- Laut einer PwC-Studie5 aus dem April 2024 teilen 62 % der HR-Verantwortlichen die Meinung, dass sich die Viertagewoche für Unternehmen als Wettbewerbsvorteil durchsetzen wird.
- 75% der Arbeitenden erwarten, dass Unternehmen vollständig mobiles Arbeiten ermöglichen2.
- KI ist weiter auf dem Vormarsch und wird die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Interessanter Fakt ist, dass HR-Verantwortliche den Einsatz als positiv bewerten. In der PwC-Studie5 geben 87 % der Befragten an, dass sie KI als Chance für die Zukunft der Arbeitnehmer:innen in ihrem Unternehmen sehen.
Herausforderungen für Unternehmen:
- Auf die Unternehmen kommen längere Besetzungszeiten für offene Stellen zu. Dies kann ich auch aus der eigenen Praxis bestätigen.
- Durch die anhaltende Wechselwilligkeit werden die Unternehmen auch Programme zum Halten von Mitarbeiter*innen aufsetzen müssen. Daher besteht Notwendigkeit, flexible Arbeitsmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, um attraktiv zu bleiben4.
- Vor allem in Branchen wie Tourismus, Transport, Gewerbe und Handel wird der (Fachkräfte)mangel deutlich spürbar. So geben laut ibw-Studie6 42,7 Prozent der Befragten, dass es in den Handwerksberufen besonders schwierig ist geeignetes Personal zu finden. Bei Techniker*innen in anderen Branchen sind es 22,2 Prozent, aber auch bei Hilfsarbeitskräften sind es 20,3 Prozent.
Fazit
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und zurückhaltender Personalplanung bleibt der Arbeitsmarkt dynamisch. Die Trends werden unterschiedlich wahrgenommen. Einige Quellen sehen eine leichte Entspannung und würden mehr Personal aufnehmen. Andere Quellen nehmen an, dass die Arbeitslosigkeit steigen wird. Die Zeichnen sind also alles andere als eindeutig, was auf eine gewisse Verunsicherung deuten lässt.
Fest steht: Unternehmen, die attraktive Arbeitsbedingungen, flache Hierarchien und familienfreundliche Arbeitszeiten bieten, werden bei der Personalgewinnung und -bindung im Vorteil sein. Gleichzeitig ist – wie bereits gesagt – mit einer vorsichtigeren Einstellungspolitik und teilweisem Personalabbau zu rechnen, was zusätzliche Bewegung in den Arbeitsmarkt bringen wird.
Quellen
- IHS und Österreichische Nationalbank
- Creditreform Wirtschaftsforschung
- EY Mittelstandsbarometer – Konjunktur und Geschäftslage (Dezember 2024)
- Wirtschaftsbund Österreich (wirtschaftsbund.at/stellenmonitor)
- PwC-Studie (April 2024)
- ibw-Studie
- Statista.de