Diversity Management ist eine Strategie um ein inklusiveres und produktiveres Arbeitsumfeld zu schaffen. Es umfasst Richtlinien, Praktiken und Programme, die darauf abzielen, einen Arbeitsplatz zu gestalten, der individuelle Differenzen wie Herkunft, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung und kulturellen Hintergrund wertschätzt und respektiert. Diese Prozesse sind nicht so einfach und hin und wieder wird die Frage gestellt: Lohnt sich der Aufwand?
Rent-A-Minority
Eine einfache Antwort lieferte Arwa Mahdawi bereits im Jahr 2016. Die in London geborene und in New York lebende Autorin gründete das Projekt „Rent-A-Minority“. Der USP ihrer Idee: Sie bietet an, Minderheiten für Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen oder Marketingmaterialien „auszuleihen“, um Unternehmen dabei zu helfen, „diverser“ zu erscheinen. So spare sich das Unternehmen eine echte Diversitätsstrategie zu implementieren und inklusive Kulturen aufzubauen.
Einige besonders spannende Kandidat*innen wurden 2016 bereits vorgestellt und sind dem Projekt bis heute treu. Es gibt den „intellektuellen Schwarzen“ oder die „fröhliche Farbige“. Oder wie wäre es mit einer garantiert „IS-freien lachenden Muslima“ mit „Geld-zurück-Garantie“. Die angemieteten Diversity-Botschafter*innen, so heißt es auf der Website weiter, sollen für ihre Dienste gut entlohnt werden.
Auch schön sind die Testimonials, die Mahdawi für ihr Projekt sammelt. Ein gewisser Donald Trump, CEO von Trump LLC, schrei(b)t zum Beispiel:
„When I’m President, I’ll shut this site down.“
Rent-a-minority.com
Klingt alles unglaubwürdig? Ist es auch. Ein Blick in die „Frequently Asked Questions“ des Projekts lohnt sich. Dort lesen wir:
WAS SOLL DER SCHEISS? SOLL DAS EIN WITZ SEIN?
Rent-A-Minority.com – Übersetzung Deepl + Jobberie
Zunächst einmal solltest du dir selbst auf die Schulter klopfen. Wenn du es bis zu den FAQ geschafft hast, bist du ganz offiziell um 1179% schlauer als dein Freund, der gerade auf Facebook gepostet hat „OMG! Ist das echt? Ich kann es nicht glauben, das ist so zum Fremdschämen. Trauriges Gesicht Emoji“. Also, ja, das ist ein Scherz. Offensichtlich. Du kannst jetzt aufhören, wütend zu sein. Oder ärgere Dich, aber ärgere Dich über all das, worüber Rent-a-Minority wütend ist. Die Website ist eine #Satire auf jene Art von Tokenismus, die besonders in der Tech- und Medienwelt weit verbreitet ist. Anstatt die strukturelle Ungleichheit auf sinnvolle Weise zu bekämpfen, ist Vielfalt im Allgemeinen nur eine (vorübergehende) Show. Unternehmen achten in der Regel sehr genau darauf, dass ihre Websites einen akzeptablen Anteil an Frauen und nicht-weißen Personen enthalten; in ihren Führungsgremien ist das jedoch absolut nicht der Fall.
Gegen den Tokenismus
Sie haben sich vielleicht auch an dem Wort „Tokenismus“ gestoßen. Frei nach dem Oxford Dictionary verweist „Tokenismus“ im Kontext von Diversität auf eine Praxis, die sich nur oberflächlich oder symbolisch um die Thematik kümmere. Dies könne durch das Rekrutieren einer kleinen Anzahl von Personen aus unterrepräsentierten Gruppen geschehen, um zu suggerieren, dass man „divers“ aufgestellt sei. Oder es werden pro forma Diversity-Trainings abgehalten, die dann nicht weiter implementiert werden und auch nicht an den Strukturen rühren.
Rent-A-Minority ist ein Debattenanstoß
Mahdawi wollte in der Tat mit ihrem Projekt „Rent-A-Minority“ Unternehmen kritisieren, die nur oberflächliche Diversitätsmaßnahmen ergriffen, anstatt die tieferen Probleme von Ungleichheit in der Unternehmensstruktur anzugehen. Die Erfinderin von „Rent-A-Minority“ hofft, dass der humorvolle Ansatz Unternehmen dazu bringt, ernsthafter über Diversität und Inklusion nachzudenken, anstatt sich nur auf Symbolpolitik zu konzentrieren. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb das Projekt noch immer online ist.
Mahdawi erhielt (siehe Vortrag unten) etliche Anfragen von Personen, die sich als Minderheit anstellen lassen wollten. Auch versuchten einige Unternehmen die Dienstleistung einzukaufen.
Auch wenn viele den Satiregedanken nicht verstanden hatten, so erhielt die Erfinderin von „Rent-A-Minority“ positive Rückmeldungen, die den Hintergrund des Projektes verstanden.
Für Mahdawi ist das Projekt ein wichtiger Anstoß zum Nachdenken. „Rent-A-Minority“ ist die falsche Lösung für ein wichtiges Problem. Die richtigen Lösungen sind so bestechend wie einfach: Diversität ist ein Thema, das alle betrifft. Alle könnten daran arbeiten Vorurteile zu hinterfragen und das Thema weniger krampfhaft, aber dafür auch im kleinen Rahmen konsequent zu bearbeiten.
Mahdawi präsentiert „Rent-A-Minority“ bei TEDxHamburg
Zu Arwa Mahdawi
Arwa Mahdawi ist Kolumnistin der britischen Zeitung „Guardian“. Die Autorin setzt sich in ihren Beiträgen mit einer Vielzahl gesellschaftlicher und politischer Themen auseinander. Ihre Arbeit befasst sich unter anderem mit Geschlechterdynamiken, Popkultur, Politik und Technologie. In ihrer Kolumne „The Week in Patriarchy“ beleuchtet Mahdawi unterschiedliche Themen und nimmt teilweise sehr streitbare Positionen ein.
Laut ihrem „Linked In„-Profil veröffentlichte Sie 2022 das Buch „Strong Female Lead: Rethinking Leadership in a World Gone Wrong“. Es erschien 2024 in der Taschenbuchausgabe.
Deine Seite Rent-a-Minority auf jobberie.eu ist eine absolut kreative und humorvolle Herangehensweise, um auf ein wichtiges gesellschaftliches Thema aufmerksam zu machen. Dein Mut, durch Satire zum Nachdenken anzuregen, verdient echten Respekt. Danke, dass du uns zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken bringst! 🌟
Herzlichen Dank und Grüße in die schöne Stadt Speyer – Regionale Berichterstattung und Lokaljournalismus sind wichtig… Viel Erfolg beim Auf- und Ausbau Eures Mediums…