Bewerbungsschreiben: Wie fange ich an?

Der erste Satz eines Bewerbungsschreibens!

Ich handle mit diesem Beitrag gegen meine innere Überzeugung, da ich  Bewerbungsschreiben, die mit Schablonen arbeiten, langweilig und kontraproduktiv finde.

Der Grund ist einfach: Das Bewerbungsschreiben wird als lästige Pflicht gesehen. Man greift zu Schablonen. Daher klingen die Anschreiben immer gleich, sind meist wenig aussagekräftig und werden so zu einer lästigen Übung für alle Beteiligten. Allerdings weiß ich auch, wie schwer es ist ein Bewerbungsschreiben zu beginnen; besonders dann, wenn man nicht mit den immer gleichen Standardsätzen arbeiten möchte.

Bitte nicht: „Mit großem Interesse…“

Gerade in letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass der klassisch-lästige Einstiegssatz „Mit großem Interesse habe ich mich…“ nicht wegzubekommen ist. Es scheint hier eine gewisse Tradition zu geben. Selbst Lehrlinge nutzen diese „geschwollene“ Form des Einstiegs, ohne sich zu fragen, ob dieser Satz und auch der Rest des Schreibens zu ihnen passt. Dies liegt daran, dass Eltern natürlich helfend zur Seite stehen und damit alles „verschlimmbessern“.

Bitte keine Bewerbungsschreiben kopieren!

Vielleicht ist es ja so, dass es nur einen Stein des Anstoßes braucht, um die Hemmblockade und Schreiblähmung zu lockern. Hier einige Möglichkeiten für einen Einstieg. Ich präsentiere also  meine Lieblingseinstiegssätze für das Bewerbungsschreiben. Natürlich ist es wichtig, dass Sie sich selbst gefragt haben, was Sie dem Unternehmen an das Sie schreiben mitteilen wollen…

Die Beispiele:

  1. Die Fall-mit-der-Tür-ins-Haus-Methode. Keine Umschweife. Direkt zum Thema. Beispiel:Ich arbeitete die letzten 4 Jahre in einer ähnlichen Position beim Unternehmen XY.“
  2. Loslegen wie die Feuerwehr. Beispiel:“4 Jahre Erfahrung im Einzelhandel, Praxis als Vertretung des Filialleiters, Umsätze von XY Euro stehen auf meiner Habenseite…
  3. Bezug herstellen zum Inserat des Unternehmens: Beispiel:Sie suchen einen leistungsstarken Außendienstmitarbeiter im Vertrieb. Ich biete Ihnen im Gegenzug …
  4. Die Frechheit-siegt-Strategie: Beispiel: „Ich wäre an Ihrer Stelle auch sehr genervt, wenn ich das hundertste Schreiben mit dem immergleichen Einstiegssatz lesen müsste. Daher verzichte ich drauf und bringe meine Qualifikationen gleich auf den Punkt…“
  5. Mit der Motivation einsteigen. Beispiel: „Für mich ist es Zeit den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen. Da ich in den letzten Jahren in KMU’s tätig war,  suche ich die Herausforderung eines internationalen Konzerns…“
  6. Auf das Unternehmen eingehen. Beispiel: „Wie im Interview in der Tagespresse zu lesen war, haben Sie vor in den nächsten Jahre ihre Produktpalette auszubreiten. Ich persönlich würde gerne Teil dieser Entwicklung sein…“
  7. Mit einer Referenz punkten (wenn es denn wirklich eine ist). Beispiel: „Wie mir Herr/Frau XY mitgeteilt hat, suchen Sie derzeit…“
  8. Wenn Sie vorher angerufen haben. Beispiel: „Wie telefonisch mit Herrn/Frau XY besprochen, freue ich mich Ihnen meine Bewerbungsunterlagen zu schicken.“
  9. Der Geschichtenerzählen-Einstieg. Beispiel: „Vor einigen Jahren begegnete ich auf der Fachmesse XY in einen Mitarbeiter ihres Unternehmens. Er…
  10. Humorvoller Einsteig. Achtung kommt nicht immer gut an! Beispiel:“Ich habe eigentlich nicht länger vor, meine Zeit mit Bewerbungsschreiben und Bewerbungen zu vertun. Viel eher würde ich meine Zeit gerne sinnvoll nutzen und für Sie 10 neue Kunden akquirieren…

Das No-Go:

Bitte streichen Sie ab sofort folgenden Satz und entsorgen Sie ihn gleich in den Entsorgungscontainer für langweilige Floskeln: „Mit großen Interesse bewerbe ich mich auf die von Ihnen ausgeschriebene Stelle…“ . Vermeiden Sie bitte auch etwas altbackene Forme(l)n wie „Bezugnehmend auf…“ oder „In Bezug auf Ihr Inserat vom …“ Grundsätzlich ist es auch nicht notwendig im ersten Satz zu wiederholen, dass man sich bewerben möchte. Das wurde ja bereits in der Betreffzeile erledigt.

Versuchen Sie auch – wenn es sich vermeiden lässt – eine persönliche Anrede zu stellen. „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist zu unpersönlich. Sie glauben es nicht! Fragen Sie sich einmal selbst, wie es Ihnen geht, wenn Sie ein Schreiben in der Post vorfinden, das an „einen Mieter“ und an „Sehr geehrte Damen und Herren“ adressiert ist.

Die Strategie sollte zu Ihnen und zum Unternehmen passen…

Bedenken Sie, dass viele Menschen im Recruiting konservativ sind. „Klassische“ Bewerbungen werden oft bevorzugt, ferner gilt der erste Blick sowieso meistens dem Lebenslauf.

Weiters gibt es natürlich keine Garantie, dass diese Strategien funktionieren. Wenn Sie z.B. mit der Referenzperson arbeiten und der zuständige Personaler (m/w) diesen Menschen nicht mag, kann das schon mal ins Auge gehen. Auch die „Frechheit-siegt-Strategie“ ist nicht immer angebracht, da einige mit soviel Selbstbewusstsein nicht umgehen können. Aber es gilt auch hier: Ausprobieren!


Zur weiteren Lektüre empfohlen:

Einleitung in Ihre Initiativbewerbung von Stepstone

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