Firmennummer im Lebenslauf

Es soll ja vorkommen, dass Bewerber*innen auf die Anrufe von Recruiter*innen nicht reagieren. Es soll auch vorkommen, dass der eine oder die andere Bewerber*in eigentlich gar nicht wechseln möchte, obwohl eine eindeutige Willensbekundung in Form einer konkreten Bewerbung aufliegt. Es soll weiters vorkommen, dass Bewerbungen verschickt werden, nur um den eigenen Marktwert zu testen. Und last but not least: Es soll aber auch vorkommen, dass Bewerber*innen grundlegende Kontaktmöglichkeiten – etwa in Form einer Telefonnummer – auf ihrem CV vergessen.

Eindeutige Zahlen

Gravierende Fehler im Lebenslauf sind bei Bewerbungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Dies legt eine Analyse von 2200 Curricula Vitae, die seit Ende Februar beim Gehalts-Checkservice valueMyCV hochgeladen wurden, nahe. (…)

Man sollte doch meinen, dass die Kontaktaufnahme durch das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, das Ziel jeder Bewerbung ist. Indes enthält in der Stichprobe weit mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Lebenslaufdokumente entweder gar keine oder eine wenig arbeitgeberfreundliche E-Mail-Adresse.

In beinahe einem Viertel (23 Prozent) fehlt eine Telefonnummer, bei 21 Prozent ist keine Adresse angegeben.

Der Standard vom 24. April 2016

Diese Einschätzung stammt aus dem Jahr 2016. Lebensläufe ohne genaue Adresse sind zum Beispiel in den USA Standard. Eine genaue Wohnadresse muss aus meiner Sicht nicht angegeben werden. Es reicht der Wohnort.

Allerdings gibt es auch Bewerber*innen, die E-Mailadresse und Telefonnummer ihres aktuellen Unternehmens angeben. Das kann dann schon einmal befremdlich wirken. Dazu drei Beispiele aus der eigenen Praxis.

Fall 1: Telefonnummer wurde an Kollegin weitergegeben

Bei der Recherche zu potenziellen Kandidat*innen für eine neue Stelle, fand ich den CV eines spannenden Bewerbers, der sich auf eine andere Stelle beworben hatte, in unserer Datenbank. Ich checkte kurz auf LinkedIn, ob die Angaben passen würden. Ja, der Kandidat war noch – laut LinkedIn – in derselben Position. Ich wählte die angegebene Handynummer in der Annahme, dass es sich um den privaten Anschluss des Kandidaten handele. Weit gefehlt. Es meldete sich eine Kollegin, die die Handynummer übernommen hatte. Wie sich herausstellte, hatte der Kandidat, zwar seine private E-Mailadresse auf den Briefkopf gedruckt; die angegebene Telefonnummer gehörte jedoch zu einem Firmenhandy. Wie sich herausstellte, stimmte der LinkedIn-Eintrag nicht ganz. Der Kandidat hatte das Unternehmen einige Wochen vor meinem Anruf verlassen. Die Dame am Telefon war sehr hilfsbereit und verständnisvoll, konnte mir jedoch nicht weiterhelfen. Ich konnte den Kontakt via E-Mail dann privat herstellen.

Fall 2: Der Kollege fragt nach

In einem anderen Fall rief ich eine Kandidatin an, die ebenfalls ihre Firmenhandynummer hinterlegt hatte. Die Kandidatin war laut LinkedIn „open to work“. Ich rief die Nummer an und es meldete sich – Überraschung – ein Mann. Ich reagierte schnell und erkundigte mich nach Frau XYZ. Der Herr am anderen Ende fragte mich wieso ich Frau XYZ sprechen wollte. Ich meinte, es handele sich um eine Privatsache. Die Reaktion war dann doch relativ spannend: Wieso ich auf dem Firmentelefon anriefe… Sie können sich vorstellen, dass diese Konversation wenig erfreulich verlief.

Fall 3: Aktueller Lebenslauf mit Firmenhandy und E-Mail-Adresse auf dem Lebenslauf

Im dritten Fall hatte ich den Kandidaten via XING angesprochen. Er schickte mir den Lebenslauf. Auch hier waren die Firmenkontaktdaten vermerkt. Ich wurde stutzig, weil die E-Mailadresse jene des Unternehmens war. Ich frage via XING nach, ob ich Ihn über die angegebene Telefonnummer anrufen dürfe. Der Kandidat willigte ein…


Empfehlungen für Bewerber*innen

  • Geben Sie unbedingt ihre private Telefonnummer an.
  • Ihre E-Mailadresse sollte ebenfalls privat sein
  • Wenn Sie keine privaten Kontaktdaten hergeben wollen, dann richten Sie zumindest eine Freemail-Adresse ein unter der man Sie erreichen kann – ein entsprechender Hinweis wäre dann jedoch fein. Recruiter*innen lieben es nämlich direkt anzurufen.

Tipp für Recruiter*innen

Gehen Sie davon aus, dass die Telefonnummer auf dem Lebenslauf nicht direkt zum Kandidaten oder zur Kandidatin führen wird. Es kann z.B. sein, dass der Kandidat oder die Kandidatin, die Sie sprechen wollen auf Urlaub oder krank ist und Sie an eine Vertretung weitergeleitet werden. Überlegen Sie sich vor dem Anruf eine Story.

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