Employer Branding und politische Kommunikation

employer branding und politische kommunikation

Das Kindergarten- und Früherziehungspersonal geht in Österreich mittlerweile auf die Straße und demonstriert für bessere Arbeitsbedingungen. Die Forderungen sind leicht zusammen zu fassen: Mehr Geld und mehr Personal.

Fachkräftemangel in der Elementarpädagogik: die Maßnahmen der Stadt Wien

Die Initiative „Elementare Bildung Wien“ ist eine Träger*inneninitiative bestehend aus unterschiedlichen Organisationen. Sie wurde im September 2020 gegründet um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Interessant ist der Zeitpunkt der Gründung. Im Juni 2021 informierte die Wiener Stadtregierung darüber, dass 12 Millionen Euro zusätzlich für die Elementarpädagogik bereit gestellt werden (Aus- und Neubau der bafep) sollten. Ebenfalls im Juni wies der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr darauf hin, dass 90 Elementarpädagog*innen und 52 Assistent*innen die entsprechenden Ausbildungen absolviert hätten.

Zwischen Oktober und April setzte die Stadt Wien auf eine Kampagne für mehr Mitarbeiter*innen in der Elementarpädagogik (Sujet: siehe Foto untern). Der Launch erfolgte Mitte Oktober 2021 (hierauf deuten ein Inserat in der Tageszeitung DerStandard vom 13. 10. 2021 und ein Posting vom zuständigen Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) vom 17. 10. 2021 auf Facebook hin). Am 17. Februar informierte der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien über den Infotag an der bafep21 (Ausbildungen für Elementarpädagogik), der am 25. Februar 2022 stattfand.

Anfang April 2022 wurden die Kampagnen und der Protest der Initiative „Elementare Bildung Wien“, an der sich auch die SPÖ-nahe Organisation der Kinderfreunde beteiligt, unter dem Hashtag #kindergartenbraucht noch einmal verstärkt. Korrelation oder Kausalität: Die Stadt Wien ließ im April das Sujet der Oktoberkampagne in Wien großflächig plakatieren.

Plakat auf der Wiedner Haupstraße

Die Kampagne der Stadt Wien wirbt für Jobs in der Elementarpädogik und weist auf die Ausbildung des bafep21 hin. Auf einer zweiten Ebene handelt es sich natürlich um eine klassische Employer Branding-Maßnahme. Beim Employer Branding werden Ideen und Elemente aus dem Marketing – insbesondere der benutzt um ein Unternehmen (in diesem Fall die Stadt Wien) als spannende Arbeitgeber*in zu implementieren. Unternehmen, die auf Employer Branding setzen, wollen auf etwaige Bewerber*innen attraktiver wirken. Außerdem wollen sie sich positiv von den Konkurrenzunternehmen absetzen. Offensichtlich wird der Spruch „Manche nennen es Job…“ auch in anderen Kampagnen eingesetzt. In der „Chancen“-Beilage der Tageszeitung Kurier vom 06. 05. 2022 finden wir ein einseitiges Inserat der Stadt Wien, das auf die Techniker*innen Jobs hinweist. Der Slogan lautet hier: „Manche nennen es Job, ich nenne es Entfaltungsmöglichkeit“.

Mehr als Employer Branding

Auf der dritten Ebene ist das oben gezeigte Plakat natürlich ein visuelles Indiz dafür, dass die Stadt Wien beweisen will, dass sie etwas tut, um den Fachkräftemangel in der Elementarpädagogik zu beheben. Die Inserate- und Plakatreihe ist eine „Zeichen“ im doppelten Sinne des Wortes: Sie zeigt Bewerbung und nimmt einem möglichen Vorwurf der Untätigkeit die Schärfe.

Somit kann ein Job- oder Ausbildungsangebot natürlich auch einen politischen Hintergrund haben. Plakatiert wurden die Plakate über die GEWISTA. Wie groß der Einfluss der Kampagne war, lässt sich schwer sagen: Auf Twitter fand ich gerade einmal ein Posting, das auf das Zitat hinwies. Und mit Ausnahme des Postings von Herrn Wiederkehr auf Facebook fand ich bei einer ersten Suche keine weiteren Hinweise.

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