(Update: 11. 11. 2024) – Das Bewerbungsfoto wird im Lebenslauf noch immer gerne gesehen. Es gibt sogar Personalist*innen, die ein Foto nachfordern, sollte keines auf dem Lebenslauf zu finden sein. Fest steht: Bewerbungsfotos haben Einfluss auf den ersten Eindruck – und sie haben Einfluss auf unsere Entscheidungsprozesse. Gerade in Zeiten der zunehmenden Visualisierung (Stichwort Selfiekultur) kommt dem Foto eine immer wichtigere Rolle zu und Plattformen wie Instagram beeinflussen unseren Geschmack und die Ästhetik.
Die Bedeutung eines gelungenen Bewerbungsfotos
Ein Bewerbungsfoto kann die Sympathie, das Vertrauen und die Professionalität zwischen Personalist*in und Bewerber*in beeinflussen. Es ist bekannt, dass Menschen innerhalb von Sekundenbruchteilen (meist) unbewusste Urteile über andere fällen. Ein gelungenes Bewerbungsfoto kann daher dazu beitragen, einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen, der das Interesse des Unternehmens steigert und die Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhöht.

Tipps für Ihre Bewerbungsfotos
- Professionelle Fotografie: Investieren Sie in ein professionelles Bewerbungsfoto. Oder lassen Sie das Foto von jemanden machen, der/die sich gut auskennt und über gutes Equipment verfügt (Licht, Ausstattung, Make-Up). Lassen sie unterschiedliche Fotos in verschiedenen Outfits machen (siehe Punkt Kleidung).
- Authentizität: Zeigen Sie auf dem Foto Ihr authentisches Lächeln. Ein freundlicher, natürlicher Gesichtsausdruck hilft einen positiven ersten Eindruck zu verstärken.
- Vermeiden Sie Schnappschüsse: Schnappschüsse sind zwar sehr authentisch, können aber auch die Message der „Wurtschtigkeit“ transportieren. Auch Urlaubsfotos sind authentisch. Der Lebenslauf ist jedoch für solche Fotos der fasche Rahmen.
- Kleidung: Tragen Sie Kleidung, die dem angestrebten Job entspricht und in der Branche angemessen ist. Ein gepflegtes, angemessenes Outfit zeigt, dass Sie sich Gedanken gemacht haben und zum Unternehmen passen könnten. Vermeiden Sie „overdressed“ zu wirken. Wenn Sie sich auf eine Stelle als Handwerker*in bewerben, wirken Anzug und Kostüm oft schnell ein wenig übertrieben.
- Bildausschnitt: Der Fokus sollte auf Ihrem Gesicht liegen. Wählen Sie ein Foto, auf dem Sie klar und deutlich zu sehen sind. Vermeiden Sie Ausschnitte aus Gruppenfotos oder Selfies, bei denen man Ihre Schulter sieht.
- Aktualität: Verwenden Sie ein aktuelles Foto, das Ihrem derzeitigen Erscheinungsbild entspricht. Ein veraltetes Bild oder ein Foto bei dem übertrieben viele Filter eingesetzt wurden, könnte Irritationen hervorrufen.
- Hintergrund: Entscheiden Sie sich für einen neutralen Hintergrund, der nicht von Ihrer Person ablenkt. Ein einfarbiger Hintergrund oder eine dezente Bürokulisse sind empfehlenswert – der Hintergrund sollte aber dann eher verschwommen sein.
- KI-Einsatz: Diverse KI-Applikationen optimieren Ihre Fotos und verpassen Ihnen ein Business-Outfit. Der Einsatz von KI bei ihren Bewerbungsfotos könnte zu ähnlichem Befremden führen, wie bei Fotos, bei denen ein übermäßiger Filter zum Einsatz kam. KI generierte Bilder, die ihr Foto etwa in eine gelungene Cartoon-Version ihrer selbst umwandeln, sind natürlich ein anders Thema und machen eher neugierig.
Bewerbungsfoto ist Kultursache
In Österreich ist ein Bewerbungsfoto fast schon erforderlich – Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel. Unternehmen, die jedoch Diversität ernst nehmen, sollten auf ein Foto verzichten, um jegliche Diskriminierung aufgrund von Aussehen, Geschlecht, Alter oder ethnischer Zugehörigkeit zu vermeiden.
Übrigens: Weist ein Unternehmen explizit darauf hin, dass Fotos im Bewerbungsprozess untersagt sind, ist dies ein guter Indikator, dass das Unternehmen sich zumindest Gedanken über Diversität gemacht hat. Allerdings ist die Beilage eines Bewerbungsfotos auch ein kultureller Prozess. In einigen Ländern – etwa in den USA – ist das Bewerbungsfoto bereits aus dem Bewerbungsprozess verschwunden.
Besteht ein Unternehmen auf ein Bewerbungs, sollten Bewerber*innen sicherstellen, dass sie ein professionelles und angemessenes Foto einreichen, das auf das Unternehmen abgestimmt ist.
Zum Schluss:
Das Bewerbungsfoto kann eine wichtige Rolle bei der Bewerbung spielen. Ein gutes Foto kann den ersten Eindruck positiv beeinflussen und die Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhöhen. Wollen Sie kein Foto auf Ihre Unterlagen geben, ist dies Ihr gutes Recht. Niemand kann Sie dazu zwingen Ihren Lebenslauf mit einem Foto zu versehen. Schließlich sollte es ja in erster Linie um Ihre Kompetenzen und Qualifikationen gehen… Anbei noch ein paar weiterführende Links zur relevanten Studien…
Weiterführende Links:
- Eyetracking Studie von Stepstone (2018)
- Joël Binckli: „Beauty in the Job“ – Physische Attraktivität als sachfremdes Bewerbermerkmal in
Personalauswahlverfahren. Eine empirische Untersuchung am Beispiel des universitären Personalauswahlkontextes. Dissertation Universität Köln, 2014. - Sonja Forster: Die Inszenierung von Körperbildern auf Social Media. Eine qualitative empirische Studie mit jungen Frauen. The staging of body images on social media A qualitative-empirical survey with young women. Masterarbeit. Fachhochschule FH Campus Wien; 2023.