Zahlenspiele: Personalbedarf 2024 in Österreich (Update)

Zahlenspiele Personalbedarf Österreich 2024

Das Jahr 2023 war für viele Unternehmen schwierig. Und wie kurz nach jedem Jahreswechsel steht die Frage im Raum: Wie steht es um die Stimmung in der Wirtschaft und wie werden die Geschäfte laufen? Die geschäftliche Entwicklung hängt nicht nur von den äußeren Faktoren wie Stimmung etc. ab, sondern auch vom Personal und den Mitarbeiter*innen. Das Thema Personalbedarf spielt also eine wichtige Rolle.

Die JOBBERIE schaut sich daher diverse Umfragen zum Thema Personal an und versucht einige Trends herauszulesen, auch wenn die Ausgangslage der jeweiligen Umfragen sehr unterschiedlich ist.

Was erwarten sich die Unternehmen für 2024?

Der Deloitte Unternehmensbarometer befragte 544 heimische Führungskräfte. Die Befragten geben sich leicht positiv gestimmt. Laut Umfrage erwarten sich die Unternehmen eine leichte Steigerung des Geschäfts. Bei den Personalkosten sind sie allerdings weniger optimistisch. 40 Prozent der Befragten stufen die Entwicklung der Personalkosten als „negativ“ und 10 Prozent sogar als „sehr negativ“ ein. Dies liegt sicherlich an den hohen Kollektivvertragsabschlüssen, von denen viele mit Jänner 2024 schlagend werde.

Personalkosten

Allerdings können steigende Personalkosten – sprich bessere Löhne und Gehälter – in vielen Branchen zu einem Vorteil gereichen. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, sieht in den hohen Abschlüssen sogar etwas Positives. Auch die Oberbank hat eine Kundenbefragung bei 1000 Unternehmen durchgeführt. Er zeigt sich überrascht von der eher positiven Stimmung seiner Kund*innen:

„2024 wird wirtschaftlich gesehen nicht das stärkste werden, aber positiv überraschen. Der Konsum wird deutlich anspringen, wir haben Reallohnzuwächse wie noch nie, auch wenn das zulasten der Wettbewerbsfähigkeit geht. Die Lagerbestände sind niedrig, die Erzeugerpreise gehen zurück, vielleicht macht sich eine Aufbruchstimmung breit.“ (Quelle: SN 15. 04. 2024).

Personalbedarf bei Fachkräften: Ein Dauerbrenner

Beim Thema Arbeitskräftemangel ist eine Mehrheit der Deloitte-Befragten negativ eingestellt. Eine Verbesserung der Situation ist gerade einmal für 15 Prozent der befragten Führungskräfte in Sicht. 33 Prozent – also ein Drittel der 544 befragten Führungskräfte – nennt das „Finden und Halten geeigneter Mitarbeiter*innen“ als eine der Prioritäten im ersten Halbjahr 2024.

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt weiterhin angespannt, wenn auch die Dringlichkeit beim Arbeitskräftemangel abnimmt. Immer noch 41 Prozent der befragten Personen sehen ihr Unternehmen vom Arbeitskräftemangel betroffen. Gesucht werden vor allem Fachkräfte in der Produktion (36%), Mitarbeitende für Vertrieb (19%) und Mitarbeiter*innen in der Verwaltung (21%).

Arbeitskräftemangel
Personalbedarf
Arbeitskräftemangel laut Deloitte Unternehmensbarometer 2024

EY Mittelstandbarometer mit (eher) pessimisitschen Ergebnissen

Im EY Mittelstandbarometer, der Unternehmen mit einer Größe zwischen 30 und 2000 Mitarbeiter*innen, befragt, wird der Fachkräftemangel als größte Gefahr gesehen. 39 Prozent der Befragten sehen den Fachkräftemangel als „sehr großes“ Gefahrenpotential für die geschäftliche Entwicklung und 60 Prozent als „große“ Gefahr. Damit liegt das Thema Fachkräftemangel in der EY-Mittelstandprognose noch vor den Themen Rohstoffpreise, Rezession und Inflation. Anders formuliert: Die meisten KMU’s sehen eine schwierige geschäftliche Situation aufgrund fehlender Fachkräfte. Leider kann ich nicht genau sagen wie groß, das Befragungssample von EY in absoluten Zahlen ist.

Allerdings muss man natürlich erg#nzen, dass die Umfragen von Deloitte und EY Branchen wie Bildung und Soziales weniger berücksichtigt. Für EY wissen wir es sogar relativ genau: Gerade einmal 7 Prozent der Befragten kommen aus dem Bereich „Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur“ und 10 Prozent der Befragten aus dem Beispiel „Life Science / Gesundheit“. Daher sind die Umfragen für die gesamte Wirtschaft natürlich nicht repräsentativ.

Ein Beispiel: Bleiben wir im Bereich Bildung: Für 2024 wird laut einer Präsentation des ÖIBF, die bereits 2022 abgehalten wurde, für das Jahr 2024 ein Bedarf zwischen 4600 und 6100 Personen alleine im Bereich der Elementarbildung vorausgesagt. Mit anderen Worten: Würde man den Bereich der Gesundheit und der Bildung separat befragen, liegt die Vermutung nahe, dass das Thema Fachkräftemangel noch mehr Gewicht hätte.

Personal halten als oberste Priorität

Das Halten von Mitarbeiter*innen stellt laut Deloitte die oberste Priorität (63 Prozent) der Unternehmen dar. Nur 22 Prozent wollen Personal neu aufnehmen und 12 Prozent wollen sogar Personal abbauen.

Im EY Mittelstandbarometer haben wir etwas andere Zahlen. 21 Prozent der befragten Unternehmen wollen neues Personal aufnehmen, was in etwa dem Wert von Deloitte entspricht. 61 Prozent wollen das Personal halten. Bei Deloitte liegt dieser Wert bei 63 Prozent. EY vermerkt jedoch, dass 18 Prozent der befragten Unternehmen Personal frei setzen werden.

Des Weiteren merkt, das Beratungsunternehmen an, dass dieser Wert in ähnlich hoher Wert zum letzten Mal 2009 erzielt wurde (also zum Höhepunkt der letzten Weltwirtschaftskrise). (Quelle: EY Wirtschaftsbarometer).

Trends aus der Personalberatung

Das Wiener Personalbeatungsunternehmen Eblinger & Partner Executive Search hat sich ebenfalls des Themas Personalbedarf angenommen. Der „HR-Barometer“ von Eblinger &Partner für das 1. Halbjahr 2024 weist einige interessante internationale Ergebnisse auf, die aus dem IIC Partner – Netzwerk stammen (Tschechien, Slowakei, Schweiz und Deutschland)R-Branche zu erlangen.

Die Erwartungen für das erste Halbjahr 2024 weichen für die Hälfte der Befragten nicht von der bisherigen Situation ab, für 47,7 % der Personalberatungsunternehmen bleibt die aktuelle Lage voraussichtlich gleich. 44 % erwarten gar eine Verschärfung der Situation verglichen mit dem Umfragezeitraum von November/Dezember 2023.

Die HR-Kernthemen für das neue Halbjahr sind vielfältig. 49,5 % legen ihren Fokus auf Recruiting und die Besetzung schwieriger Positionen. Employer Branding und Personalentwicklung werden für jeweils 44 % der Befragten zu den HR-Kernthemen zählen.  Die Auseinandersetzung mit Teilzeit, flexibler Arbeitszeit, 4-Tage-Woche, Home Office und Work Life Balance sind für 33,9 % der Befragten von Bedeutung. 34,9 % werden sich mit Tools/Technologien und KI beschäftigen, 29,4 % werden vermehrt mit ESG/Sustainability/Diversity & Inclusion zu tun haben.

Folgender Wert ist besonders spannend: 19,3 % der befragten Unternehmen gaben an, sich mit Personalabbau und Kosteneinsparungen auseinandersetzen zu müssen. (vergleiche die Umfrage von EY, die bei den KMU’s 18 Prozent verzeichnen).

Für die Mehrheit, nämlich 51,4 %, ist der Personalbedarf voraussichtlich gleichbleibend, 26,6 % sehen einen steigenden Personalbedarf in ihren Unternehmen, 22 % erwarten einen sinkenden Personalbedarf. Es zeigt sich, dass der Vertrieb den höchsten Bedarf mit 35,8 % aufweist, gefolgt von der IT mit 30,3 %.

Hauseigenes Blitzlicht

In unserer hausinternen Umfrage, die wir Ende 2023 durchführten, waren die Zahlen noch schlechter. Da die Umfrage aufgrund der Rückmeldungen (16 HR-Personen) eher ein Blitzlicht ist, wollte ich die Ergebnisse eigentlich nicht veröffentlichen. Im Vergleich zu den Umfragen von EY und Deloitte empfinde ich Sie allerdings wieder als spannend. Der Personalbedarf ist hoch, allerdings ist das Thema Personalabbau auch vorhanden und – ähnlich der EY-Umfrage – deutlicher als man vielleicht meinen könnte. Aber wie gesagt: Das Blitzlicht ist zu klein, um eine relevante und belastbare Aussage treffen zu können.

Personalbedarf
Jobberie Umfrage
Quelle: Jobberie Umfrage November 2023.

EY sieht auch eine sehr niedrige Beschäftigungsdynamik im Mittelstand. Lediglich 3 Prozent der befragten Betriebe planten zusätzliche Stellen zu schaffen. Letztes Jahr waren es immerhin noch 6 Prozent.

Allerdings ist auch interessant die Mitarbeiter*innenseite zu sehen. Laut einer Umfrage des Jobportals Hokify bei 1000 Teilnehmer*innen gaben ungefähr 2/3 der Befragten an einen Wechsel anzustreben. Zudem zeigten sich 41 Prozent der Befragten explizit als unzufrieden mit ihrer derzeitigen Situation (Quelle). Die Hohe Wechselbereitschaft der Mitarbeiter*innen ist natürlich ein Faktor, der auch Geld kostet. Vor allem wenn man abwanderungswillige Mitarbeiter*innen halten will. Es bleibt 2024 also spannend. Die Unternehmen versuchen durch die Bank Personal zu halten. Insgesamt gibt man sich vorsichtig optimistisch. Wir werden es erfahren und weiter beobachten.


Quellen:

  • Deloitte Unternehmensbarometer 2024: LINK
  • ÖIBF. Ausbildung und Beschäftigung in der Elementarpädagogik: LINK
  • Der Standard. Wechselbereitschaft im Job sinkt weiter. LINK
  • EY Mittelstandsbarometer 2023: LINK
  • Oberbank-Chef: „Arbeit ist nicht die dunkle Seite des Lebens“. LINK
  • Eblinger und Partner Executive Search „HR-Barometer: LINK

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